amSTARt
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Konzertvorschau Bands Presse Links TICKETS


PRESSESTIMMEN


__________________________________________________________
REVIEW (Johannes von Weizsäcker, Berliner Zeitung, 15.6.2021 , 15..6.2021)

" Françoiz Breut und Band haben mit diesem erfreulichen Konzert die Melancholie und Hoffnung der Stunde kristallisiert "
Françoiz Breut im Festsaal Kreuzberg: Melancholie und Hoffnung
Endlich wieder Konzerte! Unser Autor war bei Françoiz Breut im Festsaal Kreuzberg, wo in den kommenden Wochen weitere Veranstaltungen stattfinden.
Johannes Von Weizsäcker schreibt heute in der Berliner Zeitung über das erste Post -Lockdown Konzert im Festsaal Kreuzberg Biergarten
https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/musik/francoiz-breut-im-festsaal-kreuzberg-berlin-melancholie-und-hoffnung-li.165290


__________________________________________________________
REVIEW (JULIAN WEBER, taz kultur, 15.6.2021)

Konzert von Françoiz Breut in Berlin
Majestätische Trägheit
Es geht also: Die französische Sängerin Françoiz Breut gastierte am Montagabend mit ihrer Band in Berlin im Biergarten des Festsaals Kreuzberg.
https://taz.de/Konzert-von-Francoiz-Breut-in-Berlin/!5775110/


__________________________________________________________
Review (Andreas Hartmann, taz berlin, 23.11.2020)

Klangliche Avantgarde
Mit einem Konzert im Kesselhaus launchte Mary Ocher ihre neue Bookingagentur: Das Underground Institute zeichnet sich durch experimente Klänge und vorwiegend weibliche Künstlerinnen aus

Wattige Synthesizer-Klänge und dazu ein weltabgewandter Gesang, die Deutsch-Brasilianerin Gloria de Oliveira lässt den guten alten Dream-Pop wiederaufleben. Ihr Konzert, das per Livestream zu erleben war, gab sie im Kesselhaus ohne Publikum. Und das passte eigentlich ganz gut zu der geisterhaften Musik. Jedes Ein- und Ausatmen irgendwelcher Zuschauer, ganz zu schweigen von klirrenden Bierflaschen, hätte da nur gestört. So blieb die Musik und nichts als die Musik und das war absolut begrüßenswert – vielleicht werden Livestreams zu Unrecht im Allgemeinen als trostlose Surrogate angesehen.
Aber natürlich stand hinter dem Spielen im menschenleeren Konzertraum keine künstlerische, sondern eine pandemiebedingte Entscheidung. Dreimal hatte die in Berlin lebende Musikerin Mary Ocher bereits den Launch ihrer neuen Bookingagentur Underground Institute in diesem Jahr angekündigt, einmal für den Mai, dann für den August und schließlich jetzt für den November. Und das natürlich als Live-Showcase. Am Ende wurde es dann eben doch eine Veranstaltung für den Livestream und die Wohnzimmercouch daheim.
Gloria de Oliveira ist eine der bereits 15 Musiker und Musikerinnen, die von The Underground Institute vertreten werden. Die Agentur hat ihren Sitz in Hamburg, wohin Mary Ocher regelmäßig pendelt, ihr Ehemann lebt auch dort. Ocher selbst ist eine stets für experimentelle Klänge offene Multiinstrumentalistin mit ungewöhnlicher Vita. Geboren wurde sie in Russland, dann lebte sie in Israel, bevor sie vor 13 Jahren nach Berlin zog. Hier trat sie erst als Straßenmusikerin auf und wurde dann zunehmend zu einem Subkultur-Star. Mit Underground Institute vertritt sie nun Musiker und Musikerinnen, die genau wie sie in kein Raster passen.
Künstlerinnen wie die Dreampopperin Gloria de Oliveira eben, die nebenbei auch noch Filme produziert. Oder wie die in den USA geborene Gesangsartistin Audrey Chen, die derzeit in Berlin lebt und die auch im Kesselhaus auftrat. Chen stellt mit ihrer Stimme ziemlich außergewöhnliche Dinge an. Sie röchelt, gurgelt, faucht und gibt erstickte, implodierende Schreie von sich. Bei ihrem Konzert bediente sie zudem eine Art selbstgebaute Krachmaschine aus Holz, die fiepte und brummte.
Das war dann klangliche Avantgarde wie aus dem Buche. Ocher selbst trat bei dem Event im Kesselhaus nicht auf, sondern begleitete ihre Künstlerinnen als Host durch den Abend.
Mit sichtbarem Spaß an der Sache führte sie diese mit etwas Smalltalk ein. Bestimmendes Thema war dabei natürlich alles rund um das Leben mit Corona. Und als dann gelegentlich mal der Ton ausfiel, wie es sich für jeden ordentlichen Livestream gehört, grinste sie die technischen Probleme souverän weg. Wie divers und international die von Underground Institute vertretenen Musiker und Musikerinnen sind, zeigte sich auch beim letzten Auftritt des Abends. Ya Tosiba aus Aserbeidschan performte in ihrer Trainingsjacke orientalisch anmutenden Dance-Pop, zu dem im Kesselhaus wahrscheinlich auch getanzt worden wäre, wenn denn Zuschauer erlaubt gewesen wären.
Ausschließlich Frauen repräsentierten Mary Ochers junge Agentur im Kesselhaus. Das machte absolut Sinn, denn Underground Institute ist auch mehrheitlich für Frauen zuständig. Fragt man Mary Ocher per E-Mail, ob sie damit bewusst ein Statement setzen wolle, fragt sie einfach zurück: „Ist es nicht lustig, dass es gleich als eine bestimmte Aussage angesehen wird, wenn man mehr Frauen als Männer vertritt?“ Dann holt sie doch noch etwas weiter aus: Ja, die große Mehrheit bei Underground Institute würde von Frauen gebildet, was im Bereich der experimentellen Musik immer noch nicht sehr üblich ist. „Aber letztlich sind das einfach Künstlerinnen, die ich liebe und denen ich Erfolg wünsche.“
Man darf auch gespannt sein, wie sich Underground Institute weiterentwickeln wird. Aber wahrscheinlich muss für den Erfolg einer Bookingagentur wie dieser erst einmal diese verdammte Pandemie verschwunden sein.
Unter: https://www.youtube.com/watch?v=EmeoqE29HoU
https://taz.de/Archiv-Suche/!5727189&s/


__________________________________________________________
Artikel (Jenny Zylka , taz berlin, 28.9.2020)

berlin viral
Fünf Freunde nehmen Musik auf
https://taz.de/Archiv-Suche/!5712966/


__________________________________________________________
Artikel (Jens Uthoff, taz berlin, 22.4.2020)

Tanz über die lange Distanz
Corona bedroht das Nachtleben in Berlin. Um ein Kneipen- und Clubsterben zu verhindern, braucht es zusätzliches Engagement durch UnterstützerInnen. Ein Überblick

Wie lange wird der Club-Shutdown dauern? Werden die Fördermittel reichen? Kann man mit Atemmasken tanzen? Oder auf Distanz?Es sind eine Menge Fragen, die die Berliner Veranstaltungsszene derzeit beschäftigen, immer schwingt die Ungewissheit mit. „Ich schätze es so ein, dass ein Großteil der Clubs in seiner Existenz gefährdet ist“, sagt Ran Huber, der mit seiner Reihe amSTARt seit mehr als 20 Jahren Konzerte veranstaltet. „Die Auswirkungen auf die Kulturlandschaft, aber auch auf Betriebe wie Bars, Cafés und kleine Läden dürften fatal sein. Wenn es schlecht läuft, könnte die Stadt nach der Coronakrise nicht wiederzuerkennen sein.“ Huber selbst hat für amSTARt eine Spendenkampagne initiiert. Noch bis Donnerstag will er 10.000 Euro von Unterstützern sammeln, 3.700 Euro fehlten am Dienstagmorgen noch. Für ihn wie für viele weitere geht es darum, Einbußen der kommenden Monate zu kompensieren (siehe weitere Spendenaktionen und Initiativen im nebenstehenden Kasten). Die Soforthilfe der Investitionsbank Berlin (IBB) reichen bei Weitem nicht aus, um den Erhalt der Reihe zu sichern. Bislang fielen acht Konzerte und das für Mai geplante Festival „Down by the River“ dem Virus zum Opfer, mindestens drei weitere Shows werden ausfallen. Großveranstaltungen sind in Berlin bis zum 31. August verboten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bis dahin auch keine Partys und kleinen Konzerte möglich sind.
Das Sofort-Nothilfepaket
Die allergrößte Not lindern können staatliche Hilfen, also das Programm der IBB, die Coronahilfe vom Bund sowie das kürzlich durchgewunkene 30-Millionen-Hilfspaket des Senats (Soforthilfepaket IV). Und doch könnte es sein, dass auch das am Ende nicht reichen wird.
Schließlich ist es gut möglich, dass die rund 280 Clubs und Veranstalter, die es laut Clubkultur-Studie von 2019 in Berlin gibt, bis mindestens zum Herbst auf Veranstaltungen verzichten müssen. Der geschätzte Gesamtumsatz dieser Clubs lag 2017 bei 168 Millionen Euro. Ginge man von zwei Dritteln fehlendem Jahresumsatz aus, was nicht unwahrscheinlich ist, käme man auf rund 112 Millionen Euro Umsatzeinbußen. Hoffnung machen andere Zahlen. Denn die Clubszene setzt auf Solidarität, und ist dabei sogar erfolgreich. Die Clubcommission überträgt unter dem Titel „United We Stream“ jeden Abend DJ-Sets und Konzerte und bittet um Spenden, bislang sind so etwa 400.000 Euro zusammengekommen.
Auch das About Blank, linke Feierhochburg nahe dem Ostkreuz, hat innerhalb kurzer Zeit mehr als 130.000 Euro Spenden erhalten. „Wir sind überwältigt von dem Zuspruch. Es gibt offenbar viele Leute, die diesen Laden erhalten wollen“, sagt Eli Steffen, die die Öffentlichkeitsarbeit macht. Allerdings relativiert sie in Bezug auf die Summe: „Das klingt erst mal nach viel Geld. Man muss aber auch sehen, dass wir drei bis sechs Veranstaltungen pro Woche machen – diese Einnahmen daraus fallen nun ersatzlos weg.“
Für die kommenden zwei, drei Monate könne man sich dank des Crowdfunding über Wasser halten, danach werde es wohl schwierig. Kredite würden die Misere nur aufschieben, erklärt Steffen: „Wir verschulden uns gerade sowieso. Wenn wir nun Darlehen aufnehmen, wie sollen wir die jemals zurückzahlen?“ Bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigt das About Blank in den Sommermonaten, bei einigen von ihnen sei immerhin Kurzarbeit möglich.
Das About-Blank-Kollektiv überlegt, ob und wie Corona-kompatible Veranstaltungen aussehen könnten. „Es ist realitätsfern zu glauben, dass bald wieder Clubnächte stattfinden wie wir sie bisher kennen. Alternative Nutzungskonzepte oder -formate sind zwar grundsätzlich vorstellbar. Um ökonomisch zu überleben werden wir in den nächsten Monaten staatliche Soforthilfen brauchen.“ Den anstehenden 10. Clubgeburtstag muss die Blank-Crew allerdings ins Netz verlegen – verspricht aber nicht nur einen DJ-Livestream, sondern dazu einen Sektempfang und ein „Dinner for blank“.
Auch Ran Huber hofft darauf, dass Konzepte für die Krise gefunden werden: „Ich habe absolutes Verständnis für die Sicherheitsmaßnahmen, die es derzeit gibt. Aber für Bars, Kneipen und Clubs müssen Zwischenlösungen gefunden werden, wie Veranstaltungen unter Auflagen stattfinden können.“ So sei es bei kleinen Open-Airs etwa denkbar, weniger Leute zuzulassen, das Tragen von Atemmasken vorzuschreiben und darüber hinaus an die Selbstverantwortung von Besuchern zu appellieren.
Huber fürchtet, dass Corona für den langfristigen Shutdown Berlins sorgen könnte. „Die Clubs standen bereits vorher unter einem enormen ökonomischen Druck, viele waren von Verdrängung gefährdet. Durch das Virus hat sich dieses Problem massiv verschärft“, sagt er. „Was gerade passiert, ist im Prinzip der feuchte Traum der Investoren: dass kleine Clubs in zentraler Lage zahlungsunfähig werden und schließen müssen.“ Um sie jäh aus diesen feuchten Träumen zu reißen, hilft den Clubs jeder Cent.
Bitte spenden Sie hier
Konzertreihe amSTARt: startnext.com/amstart-berlin
Crowdfunding Paloma Bar: https://www.startnext.com/paloma
Club Mysliwska: gofundme.com/f/mysliwska-rettet-uns-wer-kann
Acud: www.startnext.com/save-acud-macht-neu
Ernst Bar: www.gofundme.com/f/es-ist-ernst-furs-ernst
Loophole: www.startnext.com/save-the-loophole-whale
Z-Bar: www.gofundme.com/f/zave-the-z
8mm Bar: www.gofundme.com/f/save-8mmbar
Schokoladen: schokoladen-mitte.de
United We Stream: https://unitedwestream.berlin/
About Blank: www.startnext.com/whatever-you-take
10. Clubgeburtstag „United We Blank“, 25. April, 19.59 Uhr, Stream und Infos: https://www.facebook.com/
https://taz.de/!5677197/


__________________________________________________________
INTERVIEW (Thomas Wochnik, Checkpoint newsletter, Tagesspiegel am 4.4.2020)

Mein Wochenende mit ...
Ohne Ran Huber würde der Berliner Indie-Musikwelt was fehlen. Mit seiner Plattform
amSTARt hat er bereits knapp 1000 Konzerte veranstaltet und so manchen unbekannten Namen groß gemacht. Jetzt sammelt er für seine Künstler.

„Unter der Woche arbeite ich zurzeit normal durch, was überwiegend Krisenmanagement bedeutet.
Konzerte müssen verlegt oder aufs Internet umgelegt werden. Ich buche momentan Bühnen ab August, wir werden sehen, ob das realistisch ist.
Für jedes einzelne Konzert prüfe ich, inwieweit es als Livestream noch finanzierbar ist, muss dabei die sich täglich ändernden Neuregelungen auf dem Schirm behalten.
Für Künstler, die gerade ein neues Release hatten, das sie normalerweise über Konzerttourneen bewerben würden, müssen wir uns alternative Vermarktungsstrategien überlegen.
Dann mache ich Öffentlichkeitsarbeit und betreibe eine Spendenkampagne, die, wenn sie gut läuft, es mir ermöglichen kann, Ausfallhonorare an Künstler auszuschütten. Sehr dankbar bin ich für die unkomplizierte IBB-Förderung, die tatsächlich viel auffängt – durch die Kampagne und die IBB sind die nächsten drei Monate vorerst sicher.
Dann bin ich als Promoter an dem Projekt „Ghosttown“ beteiligt, das mit Open-Air-Konzerten auf das Clubsterben Berlins aufmerksam macht.
Das ist eigentich Wochenplanung, aber all das kann schon mal ins Wochenende reichen, auch wenn ich versuche, es mir so weit wie möglich freizuhalten.
Zum Beispiel um den mittlerweile mehreren Hundert Leuten persönlich zu danken, die bislang gespendet haben. Ich bin wahnsinnig gerührt von der Wertschätzung, die uns damit entgegenkommt. Ansonsten treffe ich meine Freundin und wir machen Spaziergänge möglichst abseits eingetretener Pfade in der Neuköllner Gegend. Essen werden wir wahrscheinlich beim sehr guten „???????Sippi“ in der Sanderstraße 10a holen, die bieten gerade einen Takeaway-Service an.
Ich schaue außerdem auch sehr gerne einfach in den Himmel.“
https://checkpoint.tagesspiegel.de/newsletter/6OCSnqc7RNGQls5dbZteI1



__________________________________________________________
FEATURE (B2 /Zuendfunk Feature von Ralf Summer)

Spaziergang durch Berlin mit dem Zündfunk

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der mobilen Konzept Konzert Reihe amSTARt (5.3.1999-5.3.2019) machte Ralf Summer vom Zündfunk mit Ran Huber einen siebenstündigen Spaziergang durch Berlin.
Ihre Stationen: Meist schon wieder verschwundenen Orte, an denen amSTARt Konzerte stattfanden. Am 7. März, fast auf den Tag genau zum 21. Geburtstag der Agentur, wurde die Sendung ausgestrahlt.
Hier der Link zum Podkast (aus rechtlichen Gründen, leider ohne die schöne Musik von Contriva bis Console von Kate Wax bis Andy and Mari...):
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/ran-huber-the-notwist-konzert-buero-berlin-am-start-100.html
(Ausstrahlung: 7.3.2020 BR2)
"great radio-feature, very competent in-sights into the transitional berlin music-culture between 2000-2020. also very sad in a certain sense" (Ren Gönke)


__________________________________________________________
INTERVIEW

Ran Huber über 20 Jahre amSTARt
im Interview mit Marion Brasch auf Radio Eins
https://www.radioeins.de/programm/sendungen/mofr1921/_/20-jahre-amstart.html



__________________________________________________________
Rüstzeug für Musikerkarrieren (taz, Julia Lorenz)

Der Veranstalter Ran Huber hat Berliner Konzertgeschichte geschrieben.
Und schreibt sie weiter. Seine Agentur „amStart“ bietet seit 20 Jahren musikalische Alternativen zum Mainstream: divers und abseits der Norm
(taz 15.3.2019 julia lorenz über 20 jahre amSTARt)

Am Nordbahnhof endete die Welt. Wo heute Betonwüste ist, war früher Brachland. Hier, auf den letzten Metern Ostberlin, stand Mitte der 90er eine alte „Raumerweiterungshalle“ aus DDR-Zeiten, in der Konzerte stattfanden. „Und dort“, sagt Ran Huber und zeigt auf ein Haus, das einen exakt so ausdruckslos anguckt wie alle Gebäude hier, „dort war das Panasonic“. Ein Minimal-Techno-Laden, der schon lang nicht mehr ist. Hundert Meter Straße, zehn Jahre Subkulturgeschichte, so geht das, wenn man mit Ran Huber durch Mitte läuft. Er hat die Hochhäuser aus dem Nachwendematsch schießen, Clubs und Bars kommen und gehen sehen. Und um manche Läden getrauert. Huber ist einer der verdienstvollsten Konzertveranstalter der Stadt. Seit Ende der 90er organisiert er Gigs der kleinen bis mittelgroßen Sorte, aber auch Lesungen und Festivals wie das jährlich stattfindende „Down by the River“. Anfang März feierte Hubers Konzertreihe „amStart“ ihr 20. Jubiläum – und das ist ziemlich bemerkenswert. Denn Fans der Reihe würden sagen, das Programm sei ein Gegengift zum Männerbandgemauschel der großen Festivals und Veranstalter: immer divers, meist abseits der Norm.
Pessimisten könnten sagen, „amStart“ sei ein Himmelfahrtskommando in einer Stadt, in der unabhängige Konzertlocations im Stadtzentrum rarer werden. Und Ran Huber sagt, „amStart“ sei die Grundlage dafür, dass er frei und unangepasst leben kann. Vielleicht sogar ein Familienersatz. Oder einfach: „Die endlose Verlängerung der Party, die begonnen hat, als ich 14 war.“ Als er nämlich Pop-Fan wurde.
In seiner Jugend im bayerischen Weilheim nahm Huber „Zündfunk“-Sendungen im Radio auf Kassette auf, verliebte sich in Bands von Talk Talk bis Slayer und lernte in der Schule schließlich Markus Acher kennen, mit dem er eine Band gründete: The Notwist, heute eine der berühmtesten deutschen Indiebands. Huber stieg schnell wieder aus, die Wikipedia-Seite listet ihn nicht mal als Gründungsmitglied. Anfang der Nullerjahre sollte er mit seiner Band Sitcom Warriors dann doch noch das Rockstarleben testen.
Zum Studium zog Huber nach Berlin, eröffnete dort Mitte der 90er die Fensterbar in Mitte, die später Rafael Horzon in seinem „Weißen Buch“ beschreiben sollte. Im damaligen Subkultur-Epizentrum Galerie Berlintokyo richtete Huber seinen ersten Konzertabend aus – zunächst schlicht aus Spaß an der Sache. 1999 gründete er „amStart“. Befasst man sich heute in Berlin mit alternativer Musik, kennt man Ran Huber wahrscheinlich flüchtig bis gut.
Denn tatsächlich kommt er zu fast allen seiner Shows, bleibt oft bis zum letzten Besucher. Und er ist überall: Während andere Indie-Konzertreihen oft auf einen Stadtteil oder Laden beschränkt sind, zieht Huber von Club zu Club. In rund 100 Lokalen war er schon zu Gast. Die Webseite von „amStart“ ist auch deshalb eine Chronik der Berliner Off-Kultur-Szene der letzten 20 Jahre. Hubers Archiv listet nicht nur legendäre und (oft zu Unrecht) vergessene Acts, sondern auch verschollene Spielstätten: die Zentrale Randlage, eine ehemalige Kantine am Senefelder- und den KingKongKlub am Rosenthaler Platz. Das Zentral im S-Bahn-Bogen in der Rochstraße. Geschichte ist heute auch das School in Mitte, das Huber für kurze Zeit selbst betrieb.
In 20 Jahren hat Huber rund 1.700 Acts auf die Bühne gebracht. Künstler wie der Brite Jamie Lidell, den Huber früh entdeckte, haben den internationalen Durchbruch längst geschafft. Andere, unter ihnen Masha Qrella oder Jens Friebe, sind in Berlin HeldInnen. In einer Stadt mit einer so fragmentierten Off-Kultur-Szene ist „amStart“ vielleicht keine feste Heimat, wohl aber ein Wanderforum für unabhängige KünstlerInnen.
Wer seit 1999 auf dem Gebiet von Indie, (LoFi-)Pop oder experimenteller elektronischer Musik seine Spuren im Berliner Underground hinterlassen hat, war mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit zu Gast bei „amStart“: Christiane Rösinger und ihre 2013 verstorbene Lassie-Singers-Mitstreiterin Almut Klotz. Surrogat, die Brachialband von Patrick Wagner, der mit seinem Label Kitty-Yo die Berliner 90er geprägt hatte. Contriva, die heute der „Wohnzimmerszene“ der frühen Nullerjahre zugeschrieben werden. Das Jeans Team, Mitbegründer der Galerie Berlintokyo und Posterboys des wilden, coolen Berlin-Mitte. Cobra Killer. Peaches und Chilly Gonzales. Und auch den heute erfolgreichen Isolation Berlin richtete Huber ihre ersten größeren Auftritte aus.
Huber sagt, er habe es immer als seine Aufgabe gesehen, KünstlerInnen Rüstzeug für ihre Karriere mit auf den Weg zu geben. Er unterstützte sie bei ihrer Entscheidung, MusikerIn zu sein und in Berlin zu bleiben. Ein guter Live-Abend kann einem Underdog vielleicht nicht die Welt, aber gewaltig viel bedeuten – und manchmal auch zusammenbringen, was (noch) nicht zusammengehört. Zuletzt etwa den Punk-Performer Schwund und den Experimentalmusiker Anton Kaun alias Rumpeln, einen alten Bekannten aus Bayern. „Da kamen nun Fans von Schwund und die Crème de la Crème der Weilheimer Szene ins Kreuzberger WestGermany, ein ganz tolles Publikum“, sagt Huber.
Das war für ihn mal wieder eine magische Nacht, ein Konzert, das „nur an diesem Abend und nur mit genau diesen Leuten“ funktionieren konnte. Huber sei auf die meisten seiner Veranstaltungen stolz. „Man sagt ja, eine Live-Veranstaltung sei per se ein sozialer Moment, und das stimmt auch. Aber ich will nicht, dass dieser soziale Moment darauf beschränkt ist, dass 500 Menschen in eine Richtung schauen“, sagt Huber. „Das ist gut und soll auch so sein, aber auch drumherum kann so viel passieren.“ Und deshalb wird man nach Shows, die Huber veranstaltet, nie unfreundlich rausgeworfen wie ihn vielen großen Hallen. Sondern kann bleiben, bisschen tanzen, zu viel rauchen, reden, in voller Absicht die letzte Bahn verpassen.
Ein bis zwei Abende die Woche ist der 50-Jährige auf Konzerten unterwegs, nicht mehr so viel wie früher. Nach aufreibenden Jahren hat er sein Arbeitspensum heute auf humane 40?Stunden pro Woche reduziert. Ein paar seiner Shows werden mit einer Finanzspritze von der Fördereinrichtung Musicboard bezuschusst. Dann kann er HelferInnen bezahlen, sonst macht er, wie seit zwei Jahrzehnten, fast alles allein. Nun wäre der Moment gekommen, in dem man über die Tücken des freien Veranstaltertums und Förderwesens reden könnte; über das Verschwinden von Subkulturorten, die eine Reihe „amStart“ „nötiger denn je“ machen, wie Huber sagt, aber da zeigt er plötzlich auf ein Plakat für seine kommenden Shows, das er mitgebracht hat. „Diese Tatiana Heuman, die musst du dir unbedingt anhören!“, sagt Huber im Tonfall absoluter Dringlichkeit, schwärmt vom Sound seiner neuesten Entdeckung. Und dann ist kurz nichts auf der Welt so wichtig wie eine argentinische Experimentalkünstlerin.



__________________________________________________________
ZITAT; August 2019
Autor: Christoph Mantel, ehemaliger Programmmacher DIE INSEL Treptow

"2001 kam ein junger Mann mit einem Parka bekleidet zu mir auf die "Insel der Jugend", wo ich zu der Zeit Clubmanager war und fragte mich, ob er mit seiner Veranstaltungsreihe "amSTARt" Konzerte auf der Insel durchführen könnte. Da ich kurz vorher vom Trägerverein die Anweisung bekommen hatte, die Konzertaktivitäten aus Kostengründen zurückzuschrauben, musste ich leider erstmal verneinen.
Der junge Mann, Ran Huber, gab aber nicht auf, sondern überzeugte mich mit seiner Musikbegeisterung, es doch einmal zu versuchen. Ich hatte dann ein bischen Ärger mit der Geschäftsführung,
aber dafür durfte ich dann mein Konzerthighlight auf der Insel erleben: FEEDOM.
Chilly Gonzales am Schlagzeug, Peaches am Bass und ein Kanadier an der Steelguitar performten einen instrumentalen und gnadenlosen Riff Rock Auftritt, den ich immer noch sehr gut in Erinnerung habe und der mich bis heute in meinem musikalischen Schaffen geprägt hat."



__________________________________________________________
Porträt der Musikerin Youmna Saba
(Tagesspiegel. 25.4.2018. Autor: Muhamad Abdi)

Halt dich an deiner Hoffnung fest
Die libanesische Oud- und Gitarrenvirtuosin Youmna Saba verbindet westliche und orientalische Klänge. Jetzt kommt sie für ein Konzert mit Bernadette La Hengst und Derya Yildirim nach Berlin.
Die Reise in die Musik hat für Youmna Saba auf sechs Saiten begonnen: Mit zwölf Jahren fing sie an, Gitarre zu spielen. Zehn Jahre später kamen fünf weitere Saiten hinzu, als Saba die Oud für sich entdeckte.
Das Spiel auf der vor allem im Vorderen Orient verbreiteten Kurzhalslaute fiel der 1984 geborenen Libanesin leicht, denn die Spieltechnik für die beiden Instrumente ist ähnlich.
Gitarre und Oud stehen dennoch für zwei musikalische Welten, die Saba in ihren eigenen Liedern verbindet. Vier Alben hat sie seit 2008 veröffentlicht. Wobei der arabisch-westliche Brückenschlag für die Musikerin etwas ganz Natürliches ist: „Die westliche Kultur war dem Libanon immer sehr nahe und findet sich daher in unserer Musik wieder. "Die Mischung ist keine Spezialität von mir", sagt sie beim Interview auf Skype. Die Verbindung zwischen Beirut und Berlin ist ein bisschen wackelig, doch sie hält. Dass der Libanon dem Westen näher steht als andere nahöstliche Länder, geht auf die französische Kolonialzeit zurück. Noch immer ist Französisch in dem Land weit verbreitet, Beirut wird oft "Klein Paris" genannt.
Youmna Saba und ihre Familie mussten die Stadt in ihrer Kindheit mehrmals unfreiwillig verlassen. Während des Bürgerkriegs, der von 1975 bis 1990 dauerte, flohen sie nach Kanada. Inzwischen ist Saba, die ihren Master in Musikwissenschaft machte, wieder zurück in ihrer Heimatstadt. Hier unterrichtet sie junge Musikerinnen und Musiker an der Antonine University. Das ist ihr sehr wichtig, denn sie findet, dass das Land sich zu wenig um die eigene Szene kümmert. "Uns unterstützen nur westliche Organisationen", sagt sie.
Weil Saba von der Musik und dem Uni-Job nicht leben kann, arbeitet sie zusätzlich als Grafikdesignerin. „Das Leben in Beirut ist immer stressig, und man muss viel arbeiten, um zu überleben. "Die Zeit zum Komponieren nimmt sie sich trotzdem. Manchmal braucht sie nur 30 Minuten für ein Stück, an anderen arbeitet sie monatelang". Sie benutzt dabei gerne Effektgeräte und experimentiert mit Klängen. Ihre akribische Soundtüftelei prägt zum Beispiel das Titelstück ihres im letzten Jahr erschienenen Albums "Arb’een (40)": Aus tastenden Schlagwerk-Akzenten, Rückkopplungsfiepen und dräuenden Streichern schält sich eine feine E-Gitarren-Melodie heraus. Nach zwei Minuten erhebt sich darüber wiederum der sehnsüchtige Gesang von Saba. Ein Lamento über das schnelle Vergehen der Zeit, was ein wenig an die große libanesische Musikerin Fairouz erinnert.


__________________________________________________________
BRABRABRA + THE SHNA
https://de.schmutzberlin.com/show/brabrabra-the-shna


__________________________________________________________
CLUBSTERBEN (ZIBB. Februar 2018)
https://www.rbb-online.de/zibb/archiv/20180214_1830/die-folgen-des-clubsterbens.html


__________________________________________________________
TAZ 05.03.2015
OUTER SPACE
Geschichtsbewusste Reminiszenzen
Die Wiener Band villalog macht Science-Fiction-Disco, irgendwo zwischen Kraftwerk, Can und Spacemen3. Vor allem live lässt der Future-Retro-Sound des Trios Raum- und Zeitkoordinaten schwanken. So ist es nur konsequent, dass sie ihr viertes Album "Space Trash" genannt haben. Wenn sie es in Berlin vorstellen, kann man sich darauf einstellen, aus der irdischen Welt in höhere Sphären weggedriftet zu werden. Als Vorband spielt Rancune - drei in Berlin lebende Franzosen, deren Musik von EBM ebenso beeinflusst ist wie von Garagerock und New-Wave.
villalog & Rancune: Acud, Veteranenstraße 21, 7. 3., 22 Uhr, 12 €

__________________________________________________________
TAZ 27.9.2014 (INTERVIEW ANDREAS HARTMANN)
Seit 15 Jahren veranstaltet Ran Huber Konzerte in Berlin
Viele seiner Bands sind Geheimtipps, die Locations meist unbekannt.
Ein Gespräch über echte Kracher auf dem Plattenteller, schlechten Sound und Spielstätten am Stadtrand
Viele Berliner Läden haben einfach keinen Soul mehr“ Ran Huber
Anfang der Neunziger kam Ran Huber aus Weilheim in Bayern nach Berlin.
1993 eröffnete er in Mitte die sogenannte Fensterbar, auch bekannt als Bügel- oder Höschenbar.
Erste Konzerte veranstaltete Huber ab 1999 in Clubs und Subkulturstätten wie Maria am Ostbahnhof oder der Galerie Berlin Tokyo.
Bis heute hat Ran Huber mit seiner Agentur Am Start über 1.000 Konzerte in Berlin veranstaltet, darunter Acts wie Masha Qrella oder Ja, Panik.
Mitte September gewann er den nationalen Spielstättenprogrammpreis, mit dem herausragende Livemusikprogramme gewürdigt werden.
Eine Ran-Huber-Produktion mit den Bands Safi und Mondo Fumatore findet am 27. September im Club Ausland statt
.
taz: Herr Huber, wenn Sie ein Konzert einer dieser Newcomer-Bands veranstalten, die oft aus Berlin kommen, von denen man vorher aber noch nie gehört hat, preisen Sie diese bei Pressevertretern gern so an, als sei das jetzt die beste Band aller Zeiten.
Ran Huber: Das ist dann aber auch so. Ich habe nie etwas gemacht, wo ich eigentlich insgeheim dachte: Nee, das ist scheiße.
Wie kommen Sie denn an all die Geheimtipps, die erst morgen so richtig bekannt sein werden?
Hauptsächlich über persönliche Tipps. Natürlich bekomme ich auch von Bookingagenturen Tausende Mails, in denen irgendwelche Bands angeboten werden.
Im Normalfall habe ich aber genug damit zu tun, in meinem eigenen Umfeld zu stöbern.
Nicht nur die Oper und das Theater werden in Berlin gefördert, sondern auch viele der Popkonzerte, die Sie hier veranstalten. Warum ist das so? Nun ja, Oper und Theater erhalten jährlich Millionenbeträge, ich ein paar tausend Euro. Aber gut, viele meiner Veranstaltungen bekommen Zuschüsse, weil man ein Konzert mit unter 200 Gästen nicht durch Eintrittsgelder finanzieren kann. Zumindest nicht, ohne dabei jemanden abzuziehen. Und meine Konzerte sind nun mal meist so konzipiert, dass da gerade mal zwischen 40 und 140 Leute kommen.
Es gibt Stimmen, die sagen, Popmusik sollte nicht staatlich gefördert werden, denn das nehme ihr den letzten Rest subkulturellen Gehalts …
Man muss den Einzelfall betrachten. Ich selbst sehe diese Förderungskultur teilweise kritisch. Aber in meinem Fall macht eine Förderung total Sinn, weil ich ja wirklich Türen öffne. Junge und noch unbekannte Bands brauchen Plattformen wie meine, um überhaupt etwas Aufmerksamkeit zu bekommen.
Sie veranstalten also Konzerte kleiner Bands, die auch dank Ihnen größer und vielleicht zu groß werden, um sich noch weiter von Ihrem Ein-Mann-Unternehmen Am Start vertreten zu lassen. Ist das nicht frustrierend und undankbar?
Doch, ja. Darunter habe ich eine Zeit lang wirklich gelitten. Wenn diese Bands irgendwann eine Bookingagentur haben, dann interessiert es sie meist nicht mehr, wer ihnen in Berlin das erste Konzert veranstaltet hat. Für mich wäre es jedoch entspannter, wenn man die ganzen Beete, die man bestellt hat, auch ernten könnte. Und ich wenigstens mal ein Jahr lang sagen könnte: Ich hole mir keine Fördergelder mehr und entdecke neue Künstler, sondern mache mit den Bands, mit denen ich bereits gearbeitet habe, einfach weiter – was mir ein sorgenfreies Jahr garantieren würde.
Ihre Konzerte veranstalten Sie meist in neuen, weitgehend unbekannten Berliner Locations. Diese Freiräume verschwinden jedoch zunehmend in den zentralen Lagen. Dafür eröffneten jüngst vermehrt Spielstätten in Neukölln und auch in der Peripherie der Stadt. Entspannt sich die Lage dadurch wieder?
Ich bin tatsächlich nicht nur Entdecker neuer Bands, sondern auch neuer Läden, die ich dann mit aufbaue. Der Laden bleibt den Leuten nach einem Konzert in Erinnerung, aber der Typ, der den Leuten diesen Laden ins Bewusstsein gebracht hat, natürlich nicht. Aber was die Frage nach den Locations für Konzerte in Berlin angeht: Ich sehe da jetzt nicht so die Entspannung. Oft lautet das Argument ja, die Stadt würde nicht aussterben, wenn die Off-Kultur an die Ränder weiterzieht. Aber wer will denn an diesen Rändern seinen Spaß haben? Und ein neu eröffneter Laden heißt ja nicht automatisch, dass es sich dabei auch um einen guten Konzertort handelt. In neuen Clubs stellt man oft fest, dass da nicht mal eine richtige Anlage vorhanden ist, oder es heißt, man nehme nur Akustikbands oder solche ohne Schlagzeug. Oder aber der Sound in dem Laden ist grottenschlecht.
Welche Läden in Berlin haben Sie eigentlich mit aufgebaut?
Den King Kong Club zum Beispiel. Das HBC, das Zentral und den Club Zentrale Randlage. Gibt es alle leider heute nicht mehr.
Wenn Sie privat auf ein Konzert in Berlin gehen, wo gefällt es Ihnen am besten?
Ich finde die bestehende Konzertorte-Kultur in Berlin – für die Größe und Wildheit der hiesigen Szene – sehr schlecht. Man ist letztlich immer wieder auf dieselben paar Locations angewiesen, wo der Sound einigermaßen okay ist. Im Privatclub ist die Anlage sehr gut. Mittlerweile auch in der Berghain Kantine, inzwischen einer der führenden Orte in Berlin für Konzerte von guten und etwas avancierteren Bands. Und das Lido ist noch ganz okay.
Einige Konzerthallen in Berlin sind ziemlich hässlich. Ich meine die O2 World , aber auch Läden wie die Columbiahalle oder den Columbiaclub. Diese Orte haben so gar keinen Charme …
Das kommt noch dazu. Auf ein Konzert zu gehen ist eben mehr, als nur einen Raum zu betreten, eine Band anzusehen und wieder rauszugehen. Viele der Läden in Berlin haben einfach keinen Soul mehr und bieten keine Atmosphäre.
Sie selbst sind anwesend auf all den Konzerten, die Sie veranstalten. Inwieweit laufen Sie Gefahr, Arbeit und Freizeit nicht mehr voneinander trennen zu können?
Auf meinen Veranstaltungen mache ich wirklich alles allein, außer vielleicht der Kasse. Entspannen kann man dabei nicht, was etwas schade ist, denn ich mache die Konzerte nach wie vor, weil ich die auftretenden Bands selbst gut finde und sie mir eigentlich ansehen will. Ich bin in dem Job sowieso immer getrieben und denke, dass ich noch etwas machen muss. Es gibt nicht den Punkt, wo man sagen kann: Jetzt ist mal gut. Weil es geht ja immer weiter.
Kommen Sie denn gut über die Runden?
Immer gerade so. Aber ich bin auch allein, habe kein Auto, keine Frau, kein Kind. Ich lebe relativ bescheiden. Aber die Entlohnung steht für das, was ich mache, in keinem Verhältnis.
Sie organisieren nicht nur Konzerte, sondern haben bereits selbst welche gegeben. Erzählen Sie doch mal ein bisschen von Ihrer eigenen Karriere als Musiker.
Na ja, 1988 habe ich als Schüler mit meinem damaligen Banknachbarn – wir waren beide gerade durchgefallen – die Band The Notwist gegründet, heute eine der bekanntesten Indiebands der Welt. Ich sei der fünfte Beatle von Weilheim, sagt ein Freund von mir immer. Der Banknachbar von mir war natürlich Markus Acher, heute Sänger von The Notwist.
Und was für ein Instrument haben Sie gespielt bei The Notwist?
Ich habe gesungen. Markus Acher hat sich das damals nicht getraut.
Aber warum sind Sie dann so schnell wieder ausgestiegen? In der Biografie von The Notwist spielen Sie gar keine Rolle.
Weil Markus dann doch selbst singen wollte und ich wahrscheinlich auch kein so guter Sänger war – wobei man sagen muss: Markus hat damals auch nicht gut gesungen. Ich finde es aber gar nicht so schlimm, dass ich heute nicht mehr Mitglied von The Notwist bin. Wir wären eh nicht miteinander glücklich geworden.
Noch eine andere Gruppe wird mit Ihnen in Verbindung gebracht: die Sitcom Warriors aus Berlin, eine garagenpunkige Band, die immerhin eine Platte veröffentlicht hat.
Hätten wir damals weitergemacht, hätten wir eine große Karriere hingelegt, das habe ich gespürt. Wir waren die Strokes von Deutschland oder wenigstens von Berlin. Alle, die sich heute noch unsere Platte anhören, fragen immer: Was ist das denn bitte für ein Wahnsinn? Ich habe bei den Sitcom Warriors Schlagzeug gespielt. Der Sänger der Band fragte mich vor meinem Einstieg, ob ich einen Schlagzeuger kennen würde, und ich meinte: Ja, mich. Und so war ich drin.
Und warum gab es die Sitcom Warriors nur so kurz?
Das hatte verschiedene Gründe. Die anderen Bandmitglieder waren etwa zehn Jahre jünger als ich. Zwei von ihnen wollten unbedingt noch ihr Studium durchziehen und meinten immer: Touren ja, aber nur in den Semesterferien. Da gab es durchaus einige Konflikte. Und ich war als Schlagzeuger zwar ziemlich beliebt, aber ich habe halt nie geübt.
Neben Ihren Erfahrungen als Sänger und Schlagzeuger legen Sie heute als DJ Anna Platten auf. Welche Musik spielen Sie?
Absoluten Wildstyle. Als ich damals damit angefangen habe, war ich in Berlin der Einzige, der derart eklektizistisch auflegte. Heute ist diese Art DJing schon wieder uncool, weil das jetzt jeder macht. Ich schaffe es aber immer noch nicht, so richtige Kracher aufzulegen. Bei mir ist oft auch melancholische Musik dabei, weswegen ich wahrscheinlich auch nie ein richtiger DJ geworden bin.
Welche Musik kommt privat auf Ihren Plattenteller bzw. wen möchten Sie unbedingt mal in Berlin veranstalten?
Seit ich 15 Jahre alt bin, bin ich Fan von The Velvet Underground. Am liebsten veranstalten würde ich Nick Cave und Warren Ellis, die ihre Soundtracks live präsentieren. Das ist eigentlich ein gar nicht mal so gigantischer Wunsch.


herbst 2014

__________________________________________________________
Hamburger Nachwuchsband - Charme des Garstigen (von Hengame Yaghoobifarah) (29.8.2014)
http://www.taz.de/Hamburger-Nachwuchsband/!144987

Viel drastischer als üblich: Das junge Hamburger Duo Schnipo Schranke spielt sich mit einem Patchwork aus Pop und Provokation in die Herzen.
Blockflöte, Keyboard und Drums: Das Instrumentarium des Hamburger Mädchen-Duos Schnipo Schranke ist ein Durcheinander. Drunter und drüber reimen Daniela Reis und Fritzi Ernst auch ihre Texte: „Komm in meine Arme/In meinem Mund/Nimm mich an der Hand/Nimm mich an der Wand“. Sie arbeiten mit Tabus und Provokation und trotzdem muss man grinsen.
Auch wegen des Textes ihres Hits „Pisse“. Seine Protagonistin wird von ihrem Freund verlassen, sie war ihm zu peinlich und zu derb. So derb, dass es ihr nichts ausmacht, von ihrem nach Urin riechenden Genitalbereich zu singen. Ihre Musik ist ein scharfsinnig-subversives Patchwork aus Chanson, Punk und HipHop-Prahlerei. Ihre lauten, androgynen Stimmen klingen rau und rotzig.
Obwohl die Songs eingängig sind, sprengen Schnipo Schranke den üblichen Rahmen von Songwriting schon allein durch ihre Drastik. Weiblichen Stereotypen entsprechen sie in keiner Weise.
Raffinierte Zitate
Ihre Textwelten kombinieren raffiniert Elemente aus der Lektüre der Illustrierten Neon, die Ästhetik von Pizzaservice-Flyern und Charlotte Roches Schreibstil. Vielleicht gelten die beiden deshalb als feministisch, eine Zuschreibung, die Schnipo Schranke selbst ablehnen.
Sie sagen: „Hass schürt sich am leichtesten gegen Bitches“, und beweisen damit, dass es durchaus möglich ist, sich von einem passiven, zahmen und schüchternen Frauenbild zu lösen und trotzdem meilenweit vom dogmatischen Feminismus entfernt zu sein. Wer unrasiert ist, muss ja nicht umgehend an Geschlechtergleichheit glauben. Oder anders gesagt: Wer nicht antifeministisch ist, kann trotzdem keck sein. Und wer Körperideale ablehnt, ist nicht gleich antisexistisch. Schnipo Schranke sind daher kaum entlang von Dichotomien kategorisierbar.
Den Charme des Garstigen beherrschen sie perfekt. Auf die Frage nach ihrem ausstehenden Debütalbum erwidern die beiden schnippisch: „Wenn wir eine LP haben, wird man diese auch erwerben können.“ Liebenswürdig macht sie ihre Liebe zu Harry Potter und die Geschichte der Namensfindung: „Fritzi schrieb ’Schnipo‘ wie ihr Lieblingsgericht Spaghetti Bolognese, Daniela ’Schranke‘ wie das Brett in unseren Köpfen. Weil das zusammen nach einem geilen Bandnamen klang, begannen die beiden gemeinsam Tracks zu recorden.“
Es sind stets Uptempo-Songs und ihre assoziativen Texte handeln von Fuck-Buddies, Lebenskrisen, oder Wertschätzung von Taxifahrer_innen. Und immer mit einem Augenzwinkern à la „Küss mich da, wo die Sonne nie scheint“.


SPEX.de ueber 15 Jahre amSTARt
http://www.spex.de/2014/03/05/15-jahre-amstart

popkontext.de ueber 15 Jahre amSTARt
http://www.popkontext.de/index.php/2014/02/27/legendaere-berliner-booking-agentur-amstart-feiert-15jaehriges-bestehen-u-a-mit-thalia-zedek-am-5-3-im-ausland-berlin/

Freundinnen der Nacht ueber 15 Jahre amSTARt
http://doctorellablog.tumblr.com/post/78653510966/an-einem-tag-fuer-ran-huber-der-zauberer-von-berlin
http://doctorellablog.tumblr.com/post/78653510966/an-einem-tag-für-ran-huber-der-zauberer-von

Digital in Berlin zu 15 Jahre amSTARt
http://www.digitalinberlin.de/thalia-zedek-band-ausland-berlin-2014/

FluxFM zu 15 Jahre amSTARt
https://www.fluxfm.de/nachmittag-am-start-jubilaeumsparty-festival-fuer-kreative


__________________________________________________________
"ausland" - Pressetext zur amSTARt Veranstaltung Sven Kacirek/Man Meets Bear (19. September 2013 ausland)
kali mera -
jeden tag entsteht irgendwo in berlin ein neues start-up, ein neuer veranstaltungsort und ein neuer fortbewegungstrend. aber die meisten schnuppen vergluehen schneller als man sie warnehmen kann. ab und zu entsteht aber eine haltung, ein dasein, eine konstante wie die konzertreihe am start. tausend-und-eine nacht voller abenteuer, datteln und feigen


__________________________________________________________
Down By The River Festival V. (Samstag, 6.Juli ://about blank)
http://downbytheriverberlin.tumblr.com
http://thewire.co.uk/listings/y=2013/m=07/d=06
http://www.zitty.de/down-by-the-river-festival.html
http://www.taz.de/1/berlin/tazplan-kultur/artikel/?dig=2013%2F07%2F05%2Fa0138&cHash=3faf3e6df6d5cc08c867b72365e0d4f3
http://www.taz.de/1/berlin/tazplan-kultur/artikel/?dig=2013%2F07%2F04%2Fa0136&cHash=2476f972fdba4236295f9733f90fa633
http://www.berliner-zeitung.de/kultur/down-by-the-river-lasst-uns-alle-hippies-sein,10809150,23626786.html
http://www.tagesspiegel.de/kultur/kurz-und-kritisch-kurz-und-kritisch/8461360.html
http://www.blitzgigs.de/event/down-by-the-river-festival-v-at-about-blank
http://www.digitalinberlin.de/down-by-the-river-berlin-2013
http://www.byte.fm/sendung/lost-in-the-supermarket/2013-07-02
http://missy-magazine.de/2013/06/14/leckerbissen-fur-liebhaberinnen
http://www.spex.de/2013/07/04/down-by-the-river-festival-folk-an-neuen-ufern
http://dasklienicum.blogspot.de/2013/06/eingestreut-528-down-by-river-festival.html
https://soundcloud.com/mfdaviddeery/mf-david-deerys-mailbox-s03-2
http://reboot.fm/2013/07/01/down-by-the-river-festival-5
https://soundcloud.com/rebootfm/2013-06-15-bka-mp3
http://www.radioeins.de/themen/musik/playlists.to.01-08-2013_00-00.from.01-07-2013_00-00.sendung.!content!rbb!ein!programm!sendungen!freistil!index.html
http://www.byte.fm/sendung/lost-in-the-supermarket/2013-07-02
http://amstart.tv/vorschau.html
https://www.facebook.com/events/574887265878699


__________________________________________________________
Mary Ocher Die Freiheit der Andersfühlenden
03.06.2013 Der Tagesspiegel. von Nadine Lange
http://www.tagesspiegel.de/kultur/mary-ocher-die-freiheit-der-andersfuehlenden/8293412.html


TAZ vom 15.9.2012
Westgermany


__________________________________________________________
Berliner Zeitung 14.1.2013
Meine Woche
„Viel Liebe und viel Arbeit“
Jeden Montag berichten hier Menschen, wie sie ihre Woche gestalten.
Heute: Ran Huber, Konzertveranstalter
Ich heiße RanHuber, bin 44 Jahre alt und arbeite als Konzertveranstalter. Ich organisiere Auftritte von Künstlern wie Sophie Hunger oder der Band Mutter. Dabei mache ich alles, was dazugehört, von der Organisation bis zur Pressearbeit. Das ist eher unüblich, diese Arbeit verteilt sich heute normalerweise auf verschiedene Agenturen. Größere Veranstalter buchen meist nur Acts, die sich lohnen und den Club garantiert füllen. Ich versuche, Künstler früh zu entdecken und stecke viel Liebe und viel Arbeit in die Konzerte. Das funktioniert nur, weil ich ein bisschen Förderung vom Senat erhalte. Außerdem lebe ich relativ minimalistisch. Aber dafür mache ich, was ich will.
Eines meiner ersten Konzerte war ’97 oder ’98, mit Lali Puna und Schneider TM. Dass diese Bands mal weltweit bekanntwerden, ahnte damals keiner. Viele der Künstler begleite ich seit Jahren, mit Masha Qrella zum Beispiel bin ich gut befreundet. Neue Bands entdecke ich oft über Freunde, das fließt eher auf mich zu. Bei der Auswahl lasse ich mich von meinem Instinkt leiten. Wenn mir etwas gut gefällt, dann gefällt es meist auch anderen. Und wenn ich mal scheitere, dann will ich mit Künstlern scheitern, die ich gut finde. Sehr selten buche ich auch Musiker nur aus Sympathie, obwohl ich die Musik nicht so toll finde. Da werde ich aber keine Namen nennen.
Ein gutes Kriterium ist, wenn Künstler polarisieren. Wenn sie geliebt und gehasst werden.„Der Nino aus Wien“ ist so ein Fall. Er macht Pop mit völlig absurden, teilweise dadaistischen Texten. In Österreich ist der Typ ein Star. Hier kennt ihn kaum jemand, aber hoffentlich ändert sich das mit seinem nächsten Berlin-Auftritt.Meist organisiere ich drei bis sechs Konzerte im Monat. Das nächste ist am kommenden Sonnabend im Bi Nuu. Dort spielt Johanna Zeul im Rahmen einer Demo für das Recht auf Nahrung. Sie hat live eine unglaubliche Energie, eigentlich ist sie total verrückt. Seit fünf Jahren organisiere ich mit sechs anderen Leuten das „Down By The River“-Festival. Der Titel stammt von einem Song von Neil Young und spiegelt den Folkgedanken wider, um den es bei dem Festival geht. Wir versuchen, auf Headliner zu verzichten. Das übliche Konzept ist, dass ein Star auftritt, der viel mehr Geld erhält als die anderen Musiker. Wir wollen, dass alle gleichberechtigt sind.
Einladen wollen wir in diesem Jahr zum Beispiel Steffen Basho- Junghans, einen Bluegrass-Künstler, der in Thüringen aufgewachsen ist und in der Folkszene schon lange als legendär gilt. Das Festival fand erst in der Bar 25 und später im Kater Holzig statt. Gerade suchen wir einen neuen Standort, die Entscheidung fällt demnächst. Wir haben schon eine Idee, der Haken ist nur, dass er nicht direkt am Fluss liegt, sondern 500 Meter entfernt. Umbenennen werden wir das Festival aber nicht.
Notiert von Katharina Bueß.



__________________________________________________________
Der Tagesspiegel 29.10.2012
KURZ & KRITISCH
Polyrhythmischer Lärm: Jagwa Music aus Tansania im Ritter Butzke
Andreas Hartmann
Ob Björk, David Byrne, Paul Simon, Damon Albarn mit seinem Projekt The Good, The Bad & The Queen oder so hippe Bands wie Vampire Weekend: Alle suchen sie nach der Inspiration in afrikanischer Musik. Wer dann Jagwa Music aus Tansania bei ihrem Auftritt im Ritter Butzke sieht, der versteht auch, warum das so ist. Sechs Musiker, die in ihrer Heimatstadt Daressalam nebenbei halblegal als Taxifahrer arbeiten, stellen sich auf die Bühne und generieren mit primitivsten Mitteln genau die Intensität, die westliche Popmusik nur noch selten zu erzeugen in der Lage ist.
Die Instrumente, die Jagwa Music verwenden: ein Kinder-Casio, ein Holzhocker, ein paar Trommeln und ein Tamburin. In rasender Geschwindigkeit drücken Jagwa Music die Tasten, hauen auf die Felle und das Holz und schütteln die Schellen. Pausenlos und unermüdlich, damit es nicht zu anstrengend wird, teilen sich der Hockerklopfer und der Casiotastendrücker ihre Jobs. Dazu singt der Frontmann atemlos auf Swahili, wovon man natürlich kein Wort versteht, aber es heißt, es ginge in den Texten um den harten Überlebenskampf in Tansanias Hauptstadt. „Mchirika“ nennen Jagwa Music ihren wirklich irren, ultrahektischen, polyrhythmischen Lärm, der sich zur üblichen Karneval-der-Kulturen-Musik verhält wie die Sex Pistols zu Cliff Richard. „Afro-Punk“ wird dieser aggressive Dauerangriff auf die Synapsen dann auch gelegentlich genannt. Das Verrückte ist: Man glaubt bei diesen verzerrten Casio-Sounds und dem Trommelfeuerwerk auch Musikgenres wie Drum & Bass, Twostep oder Dubstep raushören zu können. Der Klang eines primitiven Holzhockers und das Musikprogramm Cubase sind sich also doch ähnlicher, als man bislang gedacht hat. Andreas Hartmann



__________________________________________________________
Berliner Zeitung 23.7.2012
Techno und Gitarren
Legenden ziehen vorüber
von Johannes von Weizsäcker
http://www.berliner-zeitung.de/kultur/techno-und-gitarren--legenden-ziehen-vorueber,10809150,16679088.html

Verstörender Techno und Mut zum Gitarrensolo: Das Londoner Düster-Techno-Trio Factory Floor spielte am Freitag im Berghain, am Sonnabend begann das vierte Down-By-The-River-Festival im alternativen Freizeitpark Kater Holzig in Berlin. Nirgendwo lässt es sich angenehmer scheitern als in Berlin; die Taugenichtse der westlichen Welt kommen hierher, um das Leben in aller Ruhe an sich vorbeiziehen zu lassen. Nirgendwo sonst wird ein vergleichbares Ablenkungsspektrum zu so humanen Preisen geboten. An diesem Wochenende etwa gab es allein im Bereich der musikalischen Unterhaltung mehrfach Legendäres zu erleben.
So zog es den Autor dieser Zeilen in der Freitagnacht ins Berghain, um dort dem ersten Deutschlandkonzert des Londoner Düster-Techno-Trios Factory Floor beizuwohnen. Ein erster Versuch, die Gruppe vor einem Jahr in London zu erleben, scheiterte, als ein Autofahrer beschloss, langsam durch die an einer engen Straße aufgereihte Menschenschlange zu rollen und dabei des Autors rechte Hacke mit seinem linken Vorderreifen zermalmte. Schmerzverzerrten Gesichtes saß der Autor auf dem Trottoir; die Gesichter der Menschen in der Schlange waren indes besorgnisverzerrt: sie hatten das Missgeschick durchaus bemerkt, konnten aber nicht zu Hilfe eilen, da sie ja sonst ihren Platz in der Schlange verloren hätten.
Daher tat es gut, diesmal gästelistenbedingt an der legendären Berghainschlange vorbei zu schlendern. Drinnen ähnelte der Durchschnittslook des Publikums dem des Publikums im ebenfalls legendären Hacienda-Club im Manchester der achtziger Jahre, und das war äußerst passend, schließlich erzeugen Factory Floor eine fortschrittliche Aufbereitung von Musik, wie sie zu jener Zeit oft auf dem hier vermutlich namensgebenden Factory-Label um den ganz und gar legendären Hacienda-Betreiber Tony Wilson erschien.
Das bedeutet aggressiv ratternde Synthesizer-Sechzehntel zu minimalem Beat, worüber sich passionsloser Stimmvortrag und kalte Krach-Ausbrüche von Gitarristin Nik Void schichten. Leider hatten Factory Floor diesmal ihr Schlagzeug in London gelassen, doch ratterten die Synthesizer auch über dem elektronischen Ersatzbeat hübsch bedrohlich, und wieder zeigte sich, dass keine Anlage der Welt zur Übertragung fiesen Ratterns so geeignet ist wie die des Berghain. Viele Gruppen versuchen Techno-Dynamik und abstrakten Rocklärm zu fusionieren, kaum einer gelingt es so gut wie Factory Floor, die den Autor euphorisch und verstört in den hellen Samstagmorgen entließen, während der Rest der Gemeinde sich anschickte, noch bis lang nach dem Mittagessen weiter zu feiern.
„A legend in his/her own lunchtime“- damit bezeichnet man nicht etwa lebende Legenden, die man beim Mittagessen beobachtet hat, sondern lebende Legenden, die eigentlich gar keine sind – außer in den Augen einiger Wirrköpfe oder besonders Wissender. Samstagmittag begann im alternativen Freizeitpark Kater Holzig die vierte Ausgabe des „Down By The River“-Festivals, ein führendes Berliner Forum für existierende und werdende Mittagspausenlegenden der Popmusik.
Mitorganisator Ran Huber etwa hat in Berlin Mittagspausenlegendenstatus, veranstaltet er doch beharrlich Konzerte mit Künstlern, die am äußeren Rand des Folk-Elektronik-Indie-Gefrickel-Universums operieren. Wie zum Beispiel DM Bob – wobei DM für „Deutschmark“ steht -, eine aus New Orleans stammende, in Hamburg ansässige Ein-Mann-Swamp-Blues-Kapelle.
Am frühen Nachmittag stampfte und knödelte DM Bob auf der Hauptbühne am Spreeufer vergnügte Weisen vom Vorüberziehen potenziell lebensverändernder Gelegenheiten, während auf dem Fluss und der dahinter gelegenen Bahntrasse Schiffe und Züge vorüberzogen. Kurz darauf spielte die Londoner Gruppe Frozy, die ihre durchaus beachtlichen Songschreibetalente in den Aufführungsstil der Lo-Fi-Pioniere Beat Happening kleideten und Mädchen-und-Jungs-Geschichten mit hübschem Geschrammel und glorreich inkompetentem Getrommel unterlegten. „Why do I always have to kiss you?“ hauchten sie ins Mikro.
Um Jungs und Mädchen ging es auch bei den Pirouettes, einem französischen Elektropop-Teenagerpärchen, dessen Niedlichkeitsfaktor im Publikum vor der zweiten Bühne im Hof auf erhebliche Resonanz stieß. Nach dem Auftritt unterhielt sich der Junge von den Pirouttes mit ganz vielen Mädchen! Bemerkenswert waren auch Las Kellies, ein Rocker-Mädchen-Trio aus Argentinien, das unter anderem eine Punk-Aufarbeitung der in Lateinamerika populären Tanzmusik Cumbia zum besten gab, sowie das seltsam sakrale Loop-Pedal-Techno-Liedgut des aus Bristol stammenden S.J. Esau.
Der Auftritt des unfassbar lebensbejahenden Folk-Brüllers Seth Faergolzia strengte indes ein wenig an, da seine vermeintlichen Klangexperimente selten über das Niveau einer Kindersendung hinauskamen und das Publikum sich gerade hierfür besonders begeisterte. Aber halb so schlimm – beim dezenten Sich-Abwenden fiel dem Autor erstmals auf, dass auch die roten doppelstöckigen Interregios einen Servicebereich haben.
Vieles Quasi-Legendäre gab es noch zu bewundern: Woody-Guthrie-Vorträge, einen Menschen namens Johannes Bügeleisen, den komischen Brooklyner Berliner David Deery als Conferencier, die englische Indieband The Wave Pictures, die neuerdings Mut zum Dire-Straits-haften Gitarrensolo zeigt, und zum Schluss am Sonntagmorgen das phänomenale neuseeländische Orchestra of Spheres, das man sich wie das Sun Ra Arkestra als Techno-Projekt vorzustellen hat. Techno am Beginn des Wochenendes, Techno am Ende, dazwischen lauter Parallelwelt-Legenden und schon hat man wieder einige Tage angenehm verschwendet, während draußen die Schiffe, die Züge und das Leben weiter vorbeiziehen.



__________________________________________________________
TAZ lokal, 15.2.2012
Scheitern als schönes Thema im Indie-Folk
Henry Bliss starb am 14. September 1899, und dass der Mann noch nicht vergessen wurde, liegt allein daran, dass er als das erste Opfer durch einen Autounfall im Straßenverkehr in den USA gilt. Also eher eine traurige Berühmtheit. Und eher traurige Lieder über das Scheitern und Verlieren in verschiedensten Kostümen aus Folk, Blues, Country und Indie-Rock pflegt auch die Band aus Bayern, die den Herrn in ihrem Namen würdigt: Dear Henry Bliss, die sich heute im Kaffee Burger präsentiert. TM



Down By The River Festival 2011
by dorfdisco


Down By The River Festival 2011
by popkontext



__________________________________________________________
taz berlin tagestipp , 2.5.2011, KRT
Ukulele. Ernsthaft.

Nicht selten wird die Ukulele als Instrument nicht ganz ernst genommen. Bekanntere Ukulele-Spieler haben ihren Ruhm nicht zuletzt einem gewissen Freakfaktor zu verdanken.
War zum Beispiel Israel Kamakawiwo'ole zumindest in seinem heimatlichen Hawaii schon zu Lebzeiten ein bekannter und geachteter Künstler, hat das späte und erst durch einen Werbespot geweckte Interesse in
Deutschland vielleicht doch ein wenig mit der massiv übergewichtigen Gestalt und dem damit zusammenhängenden frühen Tod des Musikers zu tun. Ähnlich ist es mit Tiny Tim, dessen Bekanntheit und Popularität in den USA wesentlich auf sein recht eigenwilliges Äußeres und eine nicht weniger skurril anmutende Performance zurückzuführen ist. Dass sich Coconami im Wesentlichen auf das Spiel der Ukulele (und einen Gastronomiebetrieb in München) konzentrieren und ansonsten so wenig exzentrisch oder sonst wie abgedreht erscheinen, irritiert im ersten Moment eventuell ein wenig, stört aber letztendlich überhaupt nicht. Die beiden sind nämlich verdammt gut.



__________________________________________________________
tazplan berlin , 20.4.2011, KRT
(Ge)Schichten
Eine gewisse klangliche Nähe zu Björk ist wohl beabsichtigt in der Musik von Ursula Maurer, die unter ihrem Projektnamen Skirt heute Abend im Kaffee Burger auftritt.
Während das isländische One-Woman-Gewitter jedoch nicht selten ganz ordentlich blitzt und donnert, verlegt Maurer sich mehr auf ein sanftes Crescendo übereinander geschichteter Klänge aus Synthesizern, Samplern und Gitarren.
Atmosphärische Soundcluster entstehen so, zu denen Skirts warm modulierte, immer wieder fliehend verhallte Stimme Stimmungen und Geschichten erzählt.
Die in Rumänien geborene, inzwischen schon lange in Berlin ansässige Filmkünstlerin und Musikerin tritt mit ihrem Indie-Elektro eher selten öffentlich auf
- wieder einmal ist es die unverzichtbare Agentur amStart, die uns die Freude macht.
Skirt: 20. April, 20 Uhr, Kaffee Burger, Torstraße 60


__________________________________________________________
Tagesspiegel, 23.3.2011
Neo-Krautrock aus Berlin
Die Muse der Mechaniker
von Martin Böttcher
https://www.tagesspiegel.de/kultur/pop/neo-krautrock-aus-berlin-die-muse-der-mechaniker/3949966.html


__________________________________________________________
taz berlin kultur, 23.7.2010
Besser ist's unten am Fluss
OPEN AIR Der rührige Konzertveranstalter Ran Huber bat seine Lieblingskünstler zum Festival "Down by the River" in die Bar 25. Zur Freude der Berliner LoFi-Familie
VON KIRSTEN REINHARDT

Am Anfang sind es die Durchis. Während das "Down by the River"-Publikum eintrudelt, das am Nachmittag vor allem aus Kindern, den dazugehörigen bärtigen Vätern, schönen Müttern, Hunden und Seifenblasen zu bestehen scheint, trotzt den Kleinfamilienhorden eine kleine After-Hour-Gruppe an der Bar. Man tanzt mit stierem Blick zu "Cocomo", trägt Stonewashedjeans und ausgewaschene Tattoos und nimmt Hartes ein.
Der Durchi, so schrieb einst der Autor Tobias Rapp, sei in der Bar 25 erfunden worden: "Man kann sich ihn als Druffi vorstellen, der nicht nach Hause gegangen ist, als seine Drogen alle und die unmittelbare Wirkung vorbei war." Erstaunlich ist allerdings weniger das Durchhaltevermögen der Druffis als vielmehr die homogene Individualität des Festivalpublikums. Die große LoFi-Familie ist gekommen, um ihre Bands zu hören.
Mop statt HJ-Haarschnitt
Beim zweiten "Down by the River"-Festival spielten von 14 bis 24 Uhr 37 Bands und Solokünstler auf drei Bühnen. Die Kleine am Eingang zum Circus beherbergte am Nachmittag eine Reihe von Singer-Songwritern, die Erinnerungen an Dylans Auftritt beim Newport Folk-Festival 1965 weckten. Überhaupt, Bob Dylan: Während die Männer ab dreißig Bart und Zottelmähne verhaftet sind, scheint die New-Wave-Hitlerjugend-Frisur der Hipster-Twens inzwischen abgelöst zu werden durch jenen Mop, den Dylan auf dem "Freewheelin' "-Album trägt: die Seiten kurzrasiert, oben tollig.
Stilistisch ist das Publikum ohnehin eine Augenweide. Wer ein Modeblog betreibt, hätte sich am Samstag mit Fotomaterial für die nächsten Jahre eindecken können. Aber zurück zur Musik. Veranstaltet wurde das Tagesfestival von FourTrack und Ran Huber. Erstere haben mit ihrer Konzertreihe den Antifolk in Berlin verankert, und Huber ist sowieso ein Phänomen.
Vor einem halben Jahr feierte er mit seiner Veranstaltungsreihe am STARt Zehnjähriges. Er bucht unermüdlich neue Künstler, bevor sie dann richtig groß werden (so zuletzt Soap & Skin und Sophie Hunger) und hat sich dabei eine Offenheit bewahrt, die man nur bewundern kann. Huber flitzt zwischen den Bühnen hin und her, macht Ansagen, steht dann wieder im Publikum und lässt sich von der Musik begeistern: Chuck a Muck zum Beispiel, blutjunge Berliner, die deutschsprachigen Garagenpunk rocken. Oder das britische Folkduo Martha Rose, das Huber bei einer Jurytätigkeit in einem Lesbencafé entdeckt hat - Vergesst Newport, es leben Down by the River!
Indes wird Bühne Nummer drei von den Druffis gekapert. Das Antje-Oeklesund-Wohnzimmer ist eine Installation: In dem weißen Holzkasten wird gespielt, Bild und Ton über Lautsprecher und Fernseher nach draußen übertragen. Ein Druffi zeigt dem Festivalpublikum seinen nackten Hintern und deutet an, was man alles hineinstecken könne. Später stürmen zwei Kinder das Wohnzimmer und intonieren "Alle meine Entchen".
Ein Kollektiv sind auch die Indie-Folker Coming Soon, die in Frankreich bereits Popstarstatus erreicht haben und heute vor ihrem eigentlichen Auftritt als Band für Clemence Freschard dienen. Freschards französischer Akzent fügt sich wieder wie ein ganz eigenes Instrument in ihre Musik ein. Ihr Partner, der Antifolk-Pate Stanley Brinks (Ex-Herman-Dune) ist auch dabei, und natürlich wird auch er später spielen, zum Abschlusskonzert.
Überraschung des Abends
Doch die Überraschung des Abends ist Masha Qrella. Weil sich ihr Schlagzeuger mit den Türstehern angelegt hat und "hier nie wieder spielen will!", hat sie eine neue Band gegründet. Premiere: heute. Bandaranai heißt die Formation, und damit ist nicht Sirimavo Bandaranaike, die erste Premierministerin der Welt, gemeint, sondern der nach ihr benannte Flughafen auf Sri Lanka, auf dem sich das Duo kennengelernt hat. Julia Kliemann (Ex-Komeit) und Qrella spielen sechs neue Songs und covern zum Schluss den Robert-Palmer-Radio-Hitsong "Johnny and Mary", unkenntlich und wunderschön. Und falls Bandaranaik, was sie hoffentlich bald tun, ein Album aufnehmen, werden feministische Musikjournalistinnen jubeln, dass es endlich wieder ein Role Model für coole Frauen auf der Bühne gibt.
Später ist es dann die Realität. In der S-Bahn grölen alkoholgesättigte Testosteronbehälter durch die Waggons, eine Gruppe miniberockter Frauen mit Glitzerhüten schleppt eine wankende Braut-in-spe von ihrem Junggesellinnenabschied von dannen, und das Letzte, was die Nacht zu bieten hat, ist ein blinkendes Bunnyohr auf dem Kopf einer blondierten Walküre mit Arschgeweih, das im Gewühl vom S-Bahnhof Friedrichstraße verschwindet.




__________________________________________________________
junge welt / 23.07.2010 / Feuilleton
Schwermut und Kulisse
Spielen wir den Fluß hinunter: Morgen findet in Berlin das Festival »Down by the River« statt
Von Valentin Jahn

Dort, wo die marktherrschaftlichen Architektenträume von »Media Spree« verwirklicht werden sollen, ist momentan noch alles in Ordnung. An der alten Grenze zwischen Berlin-Kreuzberg und Friedrichshain, wo der Fluß sich langsam und träge durch den Osten der Stadt schlängelt und sich am Ufer die Beach-Bars drängeln und das Berliner Partyvolk in der Sonne räkelt, dort könnte man an einem verschlafenen Samstag nachmittag zufällig jemanden Bruce Springsteens Song »River« auf der Akustikgitarre schrammeln hören: »I come from down in the valley / where mister when you re young / They bring you up to do like your daddy done«.
Obwohl die Herrschaftsarchitektur sich immer mehr das Flußufer entlangfrißt, so hat der Spreeabschnitt zwischen Oberbaum- und Jannowitzbrücke noch das Potential als Kulisse für melancholisches Songwriter-Geschmachze. Schließlich stehen einige der alten besprayten Backsteinfassaden noch, und ein Hauch von Greenwich Village weht herüber in die Szenebars von Friedrichshain. Eine davon ist die Bar25, wo am morgigen Samstag zum zweiten Mal das »Down by the River Festival« stattfinden wird. Die Bar selbst, wo am Wochenende normalerweise Electropartys über die Bühne gehen, die auch mal bis Dienstag vormittag dauern können, ist von ihrer Anlage nicht unbedingt der Platz für ein »pop- und rockaffines Folkfestival«, aber ein solches Festival braucht auch eher den Fluß als die Bar, allein schon wegen seines Titels.
Im Line-Up tummeln sich internationale und nationale Vertreter der Singer-Songwriter-Gemeinde genauso wie Musiker, die sich und ihren Stil u.a. als Countryfolk-Songwriter, Punk-Folk-Act oder Gospel-Folk bezeichnen würden. Neben den melancholisch verträumten und von (un-)glücklicher Liebe erzählenden Liedern der Singer-Songwriter und Folk-Ausdifferenzierungs-Musiker werden auch Gruppen wie die Berliner Garagenrock-Combo Chuckamuck, die kanadische Indierockgruppe Collapsing Opposites oder die polnische Retro-Zirkusband Vladimirska für weitere Mischmaschverhältnisse sorgen. Als Hauptact wird Andre Herman Düne, heute bekannt unter dem Namen Stanley Brinks, zu hören sein. Sein musikalischer Mix vereint Blues und Rap mit Klezmer, Calypso und traditionellen akustischen Liedern. Das komplette Festivalprogramm kann auf myspace.com/downbytheriverfestival nachgelesen werden.
Die Organiation des auf zwei Bühnen und in der Bar selbst stattfindenden Festes teilen sich verschiedene Leute, darunter die Initiatoren der Konzertreihe »Four Track on Stage«, der Bar25-Booker Falko Teichmann und der Grassroots-Indie-Promoter Ran Huber, der mit seiner sehr mobilen Konzept-Konzert-Reihe »amSTARt« seit 1999 die Berliner Clubs bespielt. Wer sich ein bißchen in der Szene auskennt und diese Namen hört, der weiß, was beim Tag am Fluß auf ihn zukommt. Man kann sich also auf eine Mischung aus etwas schwermütigem Indie-Pop-Rock, verspielten Songexperimente sowie versöhnlichen und verzweifelten Songwriterstücken freuen, die leider irgendwie immer nur nach Liebeskummer klingen.
So haben das Festival und die Umgebung etwas gemeinsam: Sie stehen symbolisch für existentielle Verlustängste. Das Spreeufer mit den heruntergekommenen, latent romantischen Backsteinruinen, zu denen aber schon die hochglanzpolierten Glasfassaden der Media Spree aufschließen und die Neofolk-Gemeinde-Künstler, deren gewiß schön schwermütige Musik viel zu selten über die Melancholie einer verlorenen Liebe hinausgeht.
Anders beim Boß. Seine Liebe geht nicht einfach verloren, sondern mündet schwanger, eintönig und gelangweilt im Hafen der Ehe, so wie es bereits bei seinen Eltern der Fall war: »Then I got mary pregnant/ and man that was all she wrote/ And for my nineteenth birthday I got a union card and a wedding coat«.
»Down by the river Festival«, am Samstag von 12 bis 0 Uhr, Bar 25/Circus, Berlin

__________________________________________________________
Berliner Zeitung, 20.07.2010
Down By The River Festival
Keine Angst vor Klampfen-Karl

von Silke Janovsky
Berlin - Das Beste an Flüssen ist, dass sie fließen. Während ein See nur stumm daliegt und ab und an ein Fisch nach einer Mücke schnappt, ist der Fluss unaufhörlich in Bewegung. Er hat einen Ursprung und auch ein Ziel, in das er mündet. An einem Fluss kann man herrlich sitzen, den Schiffen nachstarren und die Wellen sanft ans Ufer schwappen hören. Oder man kann dort seine Geliebte erschießen.
So hat es Neil Young in seinem 1969 erschienenen Klassiker  Down By The River beschrieben. Die Angebetete war untreu, der Betrogene zieht den Revolver, der Sheriff sperrt den Mörder ein.  Everybody Knows This Is Nowhere hieß das Album, das Young  erstmals mit der Band Crazy Horse aufnahm. Zu deutsch: Jeder weiß, das hier ist das Nirgendwo. Und weil auch in Berlin jeder weiß, dass der bekannteste Abenteuerspielplatz für junggebliebene Großstädter, die Bar 25, ab Mitte September  wieder einmal  endgültig geschlossen werden soll, ist es doch nur folgerichtig, hier am Spreeufer unter freiem Himmel ein kleines Folk-Antifolk-Festival mit dem Namen  Down By The River II zu veranstalten.
Ein Revival, denn letztes Jahr fand das Festival schon einmal statt. Stundenlang schüttete es wie aus Kübeln  ein Zustand, den man sich derzeit in Berlin eher herbeisehnen würde. Doch wer ein ordentlicher Festival-Besucher ist, der lässt sich vom Wetter nichts vermasseln. Während man sich auf den großen sommerlichen Rockfestivals volltrunken im Matsch zu wälzen pflegt, bevorzugten die Mini-Festival-Besucher in der Bar 25 letztes Jahr den deutlich reduzierteren Barfußtanz zu den sanften Klängen verschiedener Folk-Artisten. Später am Abend gab es dann auch noch ein lauschiges Lagerfeuer.
Revolution und Erziehung
Die für ihre 72-stündigen Wochenend-Afterhour-Feiern bekannte Bar 25 bewies damit, dass man hier mehr erleben kann als nur zu den gleichförmigen Beats von Minimal-Techno vor sich hin zu existieren. Analog zu Flauberts  Erziehung des Herzens interpretiert  der Geschichte eines jungen Revolutionärs, der sich zum desillusionierten Spießer verwandelt  , könnte man vom Bar-25-Besucher also sagen: In jedem Elektro-Jünger steckt wohl immer auch ein bisschen Klampfen-Karl.  Wir fanden es anfangs einen absurden Gedanken, in einer eher elektronisch ausgerichteten Strandbar ein Folkfestival zu veranstalten , sagt Ran Huber, einer der Organisatoren, der mit seiner Konzertreihe  Am Start schon seit über einem Jahrzehnt zu den umtriebigsten Indie-Impresarios der Stadt gehört,  aber dieser Ort ist schön und passt gut zu uns. Und wie kommt man überhaupt auf die Idee, in Berlin ein Folk-Festival zu veranstalten?  Folk und Antifolk sind absolut spannende Musikrichtungen , sagt Ran Huber, telefoniert kurz mit einem der anderen Veranstalter und fügt hinzu:  Außerdem sind wir Freunde, haben dieselben Ideale und lieben Musik! Könnte es einen schöneren Anlass geben? Insgesamt 25 Musikkünstler hat er zusammen mit dem Team von FourTrack on Stage, dem Neuköllner Off-Bar-Betreiber Heiner, dem Plakatdesigner Jan Junker (alias DJ Mohair Sam) und dem Bar-25-Booker Falko Teichmann zusammengestellt. Auch dieses Jahr bietet das Line-Up wieder prächtige Gelegenheiten, sich an freudigen Melodien zu berauschen und seine unter großstädtischer Rauheit schlummernde Sanftmut wiederzubeleben: Die Berliner Süßteetrinkerin Susi Asado, deren Künstlername von einem Gedicht von Gertrude Stein inspiriert wurde, wird im Circus der Bar 25 ihre erfrischend schrägen Erzählsongs vortragen, und auch Freunde des Ukulelenspiels dürfen bei ihrem Auftritt auf den Einsatz des niedlichen Instrumentes hoffen. Der Berliner Songwriter Sarsaparilla und die Britin Martha Rose spielten letztes Jahr noch auf der Nebenbühne  scheinbar so erfolgreich, dass die beiden dieses Jahr ebenfalls auf der Hauptbühne auftreten. Auch die sehr unterhaltsame Band François & The Atlas Mountains wird ihre zwischen Sixties-Pop und Chanson gelagerten Folkpop-Stücke zum Besten geben. Für ein wenig Pulsbeschleunigung dürften die kanadische Indierockband Collapsing Opposites und die Berliner Jungformation Chuckamuck mit jugendfreiem Garagerock sorgen. Mit besonderer Neugier erwarten wir die aus dem polnischen Krakau stammende Retro-Zirkus-Band Vladimirska, die mit Akkordeon und Blechbläsern derart wehmütige Lieder intonieren, dass sich die Zweige der Bäume am Spreeufer an diesem Tag noch schwerer in das Wasser senken dürften. Ein durchaus unterhaltsames Programm versprechen auch die Künstler, die während der viertelstündigen Umbaupausen auf der kleinen Bühne am Fluss auftreten: Past + Future aus Berlin spielen mit schweren Gitarren lakonische Rocksongs zum Mitnicken auf, The Missing Leech aus Barcelona hingegen lädt mit freudigem Folk-Songs zu hippieesken Kreistänzen ein. Zu der verspielten Musik der Moreeats aus Liechtenstein könnte sich ein grandioser Hochschaukel-Wettbewerb an den in den Baumwipfeln befestigten Spielgeräten entspinnen. Zwischen diesen eher animierenden Tönen kann man sich zu den sanften Gesängen der jungen Männer von Boo Hoo aus Frankfurt am Main, Noël aus Berlin oder auch der Gruppe Little Man Lost aus der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt entspannen. Später am Abend, wenn die Sonne hinter der Michaelkirchbrücke versinkt, treten dann die drei großen Namen des kleinen Festivals auf die Hauptbühne. Die französische Indie-Rock-Formation Coming Soon ist in ihrem Heimatland schon längst keine Unbekannte mehr. Ihr aktuelles Lied  Moonchild beginnt passenderweise sogar mit den Worten:  In a town, by the river, where the water run up wild... Und man darf sicher sein, dass zu der catchy hookline des Songs mindestens die Wellen, wenn nicht sogar die Herzen des Publikums ein wenig höher schlagen werden. Masha Qrella, die Berliner Songwriter-Größe, soll, so verrät Ran Huber, an diesem Abend das Debüt ihres neues Projektes geben, worauf er selbst sehr gespannt ist. Den Abschluss des Mini-Festivals macht schließlich der großartige Songpoet Stanley Brinks, einem größeren Publikum auch unter dem Namen Herman Dune bekannt.
Lieber nochmal drüber reden
Es könnte also durchaus ein angenehmer Sommernachmittagstraum in den Weiten des Alternativunterhaltungsimperiums werden, bei dem man Newcomer und Insider-Favoriten entdecken kann, während die Spree  übrigens mit knapp 400 Kilometern der zehntlängste Fluss Deutschlands  gemächlich an einem vorbeifließt. Der indirekte Namensgeber des Festivals, Neil Young, gestand übrigens irgendwann, das Lied  Down By The River im Fieber geschrieben zu haben. Allen überhitzten und von Eifersucht geplagten Menschen empfehlen wir deshalb, besser noch mal über alles zu reden. Macht Euch nicht unglücklich, unten am Fluss.


__________________________________________________________
taz 5.3.2010
Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Aus der Schöpfungsgeschichte weiß man, dass die Welt am Anfang wüst und leer war, und genauso weiß man aus eigener Anschauung,
dass es dabei kaum bleibt beim fortlaufenden Einrichten in den Gegebenheiten, die halt immer weiter so umgeräumt werden,
bis man es sich selbst im Wüsten ein wenig gemütlich gemacht hat. Was im Fall von The Happy End heißt, dass deren schon sehr krautiger Krach und das kosmische
Fiepen manchmal nicht nur Krach sein will, sondern auch noch der Erhabenheitsrock rund um die naheliegendsten Akkorde à la Radiohead und Coldplay.
Heute spielen die Berliner im Westgermany.
]...[
Aber jetzt sollen auch die musikalischen Trollbeauftragten mal ihre Freude haben, weil es mit Kria Brekkan (mit Múm- und Animal-Collective-Verbindungen) ein hingewispertes Wunderland hinter den Spiegeln zu entdecken gilt mit knarrenden alten Klavieren und einer experimentellen Elfenhaftigkeit, die man erst einmal aushalten muss.
Zumal es an dem Abend am Mittwoch in den Sophiensaelen als Zugabe noch Tiny Vipers gibt, das Alias von Jesy Fortino,
deren an der Gitarre gezupfte Songs und die Stimme von ihr auch mehr so eine geisterhafte Erscheinung sind,
die man durch die Bäume am anderen Ende des Waldes sieht.
The Happy End: Westgermany, Fr, 21 Uhr.
Tiny Vipers, Kria Brekkan: Sophiensaele, Mi, 20 Uhr.


__________________________________________________________
TAZ, 22.12.2009
Der Mann für den ersten Auftritt
ENTDECKERRan Huber ist einer der unermüdlichsten Ein-Mann-Konzertveranstalter Berlins, der vielen Künstlern den Weg gebahnt hat. Heute feiert seine Konzertreihe am STARt im Ballhaus Ost ihren zehnten Geburtstag
VON TIM CASPAR BOEHME

Klingt wie Folklore: Ein Berliner Konzertveranstalter auf dem Weg in sein Büro steigt am Rosa-Luxemburg-Platz aus der U-Bahn, hört eine Musikerin auf dem Bahnsteig spielen, ist so begeistert, dass er gleich eine CD von der jungen Schwedin kauft. Oben landet das Demo sofort im CD-Spieler und begeistert ihn noch mehr, also rennt er zurück in die U-Bahn-Station und holt sich die E-Mail-Adresse der Sängerin. Der Konzertveranstalter heißt Ran Huber, die Musikerin nennt sich Kristina Hanses. Huber, bekannt geworden mit der Konzertreihe am STARt, begeht heute Abend im Ballhaus Ost den zehnten Geburtstag seines Programms. Unter den Künstlern, die mit ihm feiern, ist auch seine Entdeckung aus der U-Bahn. "Ich habe sie halt eingeladen", so Hubers Kommentar. Auf das Konzert ist er selbst gespannt. Geschichten wie diese passen zu Ran Huber. Seit dem 5. März 1999, dem ersten Konzert von am STARt, geht er bei der Auswahl seiner Künstler vor allem nach Sympathie. Zu ergänzen wären Leidenschaft, Entdeckergeist und sehr viel Spaß am Ganzen. Anders könnte man ein Programm wie am STARt mit vier bis acht Konzerten im Monat als Ein-Mann-Betrieb auch gar nicht durchstehen.
Was Neues nach der Schule
"Letztendlich ist am STARt aus dem Geist und Idealismus der Neunziger entstanden, die ich Gott sei Dank zum großen Teil hier in Berlin verbringen durfte. Das ist etwas, das so nie wiederkommt." Als Huber im Jahr 1993 nach Berlin kam, war er offiziell noch damit beschäftigt, Französisch und Philosophie zu studieren. Richtig glücklich gemacht hat es ihn aber nicht. "Ich fand die Uni schrecklich, die Leute, die Atmosphäre. Ich dachte, da kommt was Neues nach der Schule. Aber es war noch viel schlimmer." Deshalb eröffnete er lieber die Buegelbar in der Auguststraße oder lernte bei einem Praktikum in München die Grundlagen multimedialer Computertechnik - und entdeckte seine Freude an der Zusammenarbeit mit anderen. Dass er wenig später im Alleingang mit am STARt beginnen sollte, findet er im Rückblick etwas "schizo". Berlin war für den in Bayern geborenen Huber seit der Jugend großes Wunschziel, während der Achtziger kam er immer wieder in die geteilte Stadt.
Zu Beginn fanden Hubers Konzerte in der Maria am Ostbahnhof statt, darunter Highlights wie ein Konzert der urwüchsig reduktionistischen Finnen Pan Sonic oder ein Abend mit den Bands Chicks on Speed, Super_Collider und Kissogram. Nach und nach wechselten die Auftrittsorte, spät kam der Westen der Stadt hinzu. Mittlerweile sind der Festsaal Kreuzberg oder das benachbarte West Germany Stammadressen. Seit kurzem veranstalter er regelmäßig Konzerte im Ballhaus Ost und in den Sophiensælen. Bis heute arbeitet Huber hauptsächlich mit Bands, die noch nicht bekannt sind oder gerade dabei, bekannt zu werden. Ein gewisses Sendungsbewusstsein will er nicht ganz ausschließen. "Retrospektiv ist es immer schön zu sehen, was aus Künstlern geworden ist, dass man so ein Näschen dafür hatte." Als Jamie Lidell zum Beispiel noch nicht den Admiralspalast bespielte, trat er bei am STARt auf.
Keimzelle für Indietronic
Besonders stolz ist Huber auf ein Konzert mit Schneider TM, Lali Puna und Ms. John Soda. "Das waren bei fast allen die ersten Auftritte. Es ist Wahnsinn, wenn man sieht, was aus den Bands geworden ist. Eigentlich sind sie eine der Keimzellen für das, was man Indietronic getauft hat." In diesem Jahr waren unter Hubers Kandidatinnen für den Durchbruch die medienumwirbelte Soap & Skin und die Schweizer Sängerin Sophie Hunger, mit denen er je zwei Konzerte organisierte. Wenn es nach ihm ginge, könnten es durchaus mehr werden. "Es ist nicht üblich, dass ich Künstler lange begleite. Wenn die so groß werden, bin ich erst mal raus." Zur heutigen Geburtstagsfeier im Ballhaus wird als ein Höhepunkt die Britta-Sängerin und Autorin Christiane Rösinger zu hören sein, die Lieder aus ihrem für 2010 angekündigten Soloalbum vorstellt.
Für Huber, mit Rösinger seit langem befreundet, ist dieses Geburtstagsgeschenk eine große Ehre. Zudem wird die Veröffentlichung der Antifolk-Compilation Berlin Songs Volume 3 zelebriert, auf der Bühne vertreten durch das Berliner Duo Lonski & Classen und den indonesischen Songwriter Tomi Simatupang. Dann ist da noch ein Überraschungsgast mit dem Tarnnamen Aschamal Lerk. Nur so viel vorab: Die Musikerin dürfte dem Berliner Publikum weitgehend bekannt sein.
10 Jahre am STARt. Mit Christiane Rösinger, Lonski & Classen, Tomi Simatupang u. a., heute im Ballhaus Ost, 21 Uhr;
Berlin Songs Volume 3 (www.berlinsongs.com)


__________________________________________________________
zitty 26-2009 | 17. - 30. DEZEMBER
Verfechter der Unabhängigkeit
Die kleine Konzertagentur amStart feiert große zehn Jahre Text: Nadine Lange

U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz: Eine blonde Frau mit Akustikgitarre singt ihre Songs, eine andere Frau legt dazu einen expressiven Tanz auf den Asphalt. Zufällig kommt Konzertveranstalter Ran Huber vorbei. Ihm gefällt die Musik so gut, dass er eine der gebrannten CDs kauft, die die Musikerin dabei hat. Zu Hause hört er sich das Album sofort an, ist begeistert und rennt wieder zurück zum U-Bahnhof.  Zum Glück stand sie noch da. Wir haben dann unsere E-Mail-Adressen ausgetauscht , erinnert sich Ran Huber. Und so kommt es, dass die Schwedin Kristina Hanses nun zum ersten Mal auf einer Bühne in Deutschland auftreten wird  im Ballhaus Ost, wo Ran Huber den zehnten Geburtstag seiner Konzertreihe amStart feiert.
Dass er das Jubiläum nutzt, um eine Newcomerin zu präsentieren, ist typisch für den Mann mit dem Wuschelkopf, den man selten ohne einen Stapel Flyer antrifft. Sich mit klingenden Namen zu schmücken, kommt ihm nicht in den Sinn. Dabei gibt es davon eine ganze Reihe in der amStart- Historie: Mina, Contriva, Kissogram, Jamie Lidell, Chicks on Speed, Julia Hummer  sie alle hat Huber auf Berliner Bühnen gehievt, meist lange bevor sie bekannt wurden. Seine ersten Konzerte organisierte er in der legendären Galerie Berlin-Tokio, weiter ging es in der Maria am Ostbahnhof. Das Konzept war anfangs so seltsam wie fruchtbar: eine Berliner Band mit einer bayrischen zusammenzuspannen.
Dazu nutzte Ran Huber seine persönlichen Kontakte, denn er stammt aus der Nähe von Weilheim, dem süddeutschen Indie-Rock- Mekka der späten 90er und frühen Nuller- Jahre. Console, Lali Puna oder Ms. John Soda kamen durch ihn zu Auftritten in der Hauptstadt. Wobei die Konzertstätten zunächst stets im Ostteil lagen. Inzwischen operiert Ran Huber berlinweit und seine Künstler stammen aus aller Welt.
Zwei Dinge sind in den zehn Jahren amStart immer gleich geblieben: Ran Huber veranstaltet nur Konzerte von Bands, die ihm selbst gefallen, und er macht fast alles allein. Vom Booking über die Pressearbeit bis hin zur Backstagebetreung ist er im Dauereinsatz. Manchmal springt er nach dem Konzert noch als DJ ein. Feierabend war mir immer egal , sagt er. Als Ausgleich zum kraftraubenden Einzelkämpfertum im Dienste der geliebten Musik betreibt er mehrmals wöchentlich Tai-Chi, das er nach einer persönlichen Krise vor fünf Jahren entdeckt hat.
Mit vielen Musikern verbindet Ran Huber, der selbst Schlagzeuger der inzwischen dahingeschiedenen Sitcom Warriors war, langjährige Freundschaften. So kennt er Christiane Rösinger schon aus Zeiten ihrer 90er-Jahre-Partyreihe Flittchenbar, die sie in der Maria veranstaltet hat, und hat immer wieder Britta-Konzerte veranstaltet. Beim amStart-Jubiläumskonzert wird Rösinger Songs von ihrer 2010 erscheinenden Solo-Platte spielen. Mit dabei hat sie die Band European Rich Kids  prominentestes Mitglied: Andreas Spechtl von Ja, Panik. Und die hat Ran Huber natürlich auch schon veranstaltet.
Konzert: 10 Jahre amStart mit Christiane Rösinger, Kristina Hanses, Chuckamuck, Tomi Simatupang, Lonski and Classen u. a.,
22.12., 21 Uhr, Ballhaus Ost, Prenzlauer Berg


__________________________________________________________
Wiener Blut
TAZ am 18.11.09

Wenn Sie aktuell nichts oder nichts Positives mit der österreichischen Hauptstadt assoziieren, können Sie heute ihren Horizont erweitern. Da sind nämlich drei ungewöhnliche Künstler zu Besuch.
Zuallererst Sir Tralala (links im Bild), dem der Ruf einer gewissen Kauzigkeit anhängt. Als einer der originellsten Musiker Österreichs unterhält er mit seiner Weird-Folk-Show und diversen Charakterwechseln on stage ein wachsendes Publikum.
Jüngster Stern am Anti-Folk-Himmel ist hingegen Der Nino aus Wien (rechts), der mit zarten 21 Jahren erfolgreich auf den Spuren Wolfgang Ambros' und André Hellers wandelt.
Nicht zuletzt geben sich Kosmoprolet die Ehre, ein Klangkunstkollektiv, angetreten, mit Subversion und tanzbaren Beats die Welt zu verändern.
Wien in Berlin: 18. November, 20.30 Uhr, 10 . King Kong Club, Brunnenstr. 173



__________________________________________________________
TIP Magazin, 15.10. -28.10.09
Ran Huber, Konzertveranstalter und enthusiastischer Protegé für unbekannte Musiker, ist mit der Agentuer und Konzertreihe amSTARt aus dem Berliner Nachtleben nicht mehr wegzudenken


__________________________________________________________
UNTERM STRICH: KINO
Berliner Zeitung , 22.06.09, Kirsten Riesselmann

Eine Gala für "Rollo Aller 4"
Was für den Freitag im Festsaal Kreuzberg mit hanseatischem Understatement als Superstarpremierengala angekündigt worden war, war im Grunde genommen ein schlichter Filmabend in Anwesenheit der Hauptdarsteller. Aber ein großer, schöner, stilvoller und bedenkenswerter.
Ein Filmabend, der einem so einiges einbrachte: Vergangenheitsseligkeit, kindliche Freude, ein gutes, altes Gefühl von kleiner Widerständigkeit und ein bisschen Scham über das, was aus einem geworden ist - trotz "Rollo Aller", damals, Anfang der 90er.
Das Publikum im Festsaal konnte die zentralen Szenen der Hamburger Underground-Kultfilme "Rollo Aller", Teile 1 und 2, lippensynchron mitsprechen, es sang mit gereckten Fäusten "Raus aus der Gesellschaft, rein in den Rock!", es johlte und begeisterte sich - was bei zeitloser Fünfzehnminuten-Subkulturkunst wie "Rollo Aller 1" auch immer noch absolut angebracht ist.
Eule, ein dauergewellter Proll im knatschengen Star-Spangled-Banner-Shirt hat seinen Job bei der Hamburger Stadtreinigung verloren. Er klaut ein Moped und will seinen spielsüchtigen Kumpel Daddel zum Aussteigen bewegen. Unerreicht die Qualität der Dialoge: "Ey, Daddel, du alder Bumsknochen, komm mal raus, ey!" "Was'n los, du Penner, ich hab grade Bonus-Serie!" "Komm ma mit, ey, ich muss was mit dir bequatschen. Ich hab die Faxen dicht, ey, wir machen uns vom Acker, wir hauen ab von der ganzen beschissenen Gesellschaft, ey." "Du bis doch nich ganz schussecht, was is mit deiner Arbeit?" "Hab ich gekündigt, ey, ich lass mich doch nich hundert Jahre ins Knie ficken von die Bonzen oder was."
Am Ende schaffen es die beiden auf die andere Elbseite, in Teil 2 landen sie beim Versuch, "nach Hongkong zu Bruce Lee sein Grab" zu trampen, in Berlin. Teil 3, 1995 abgedreht, ist unvollendet geblieben - Regisseur Henna Peschel hat in 14 Jahren den Schnitt nicht auf die Reihe gekriegt. Am Freitag wurden ein paar Ausschnitte gezeigt. Nicht so schlimm, dass dieser Film nie fertig wurde. In dem neuen, erstmalig bei dieser Gala in Berlin vorgeführten Sequel Nr. 4, das hinter dem Rücken des zu niedrigtourigen Peschel realisiert wurde, eröffnen Eule und Daddel mit drei gemopsten Bierbänken und zwei Kästen Astra einen Beachclub mitten im Regen von Wilhelmsburg. Das tun sie, erkennbar um 14 Jahre gealtert, indem sie Teil 1 zitieren bis zum Abwinken, aber auch neues musikalisches Material einbringen ("Der Muschikatzenmann") und am Schluss immerhin eine Bürste haben. Ja, ey, eine Bürste, damit kann man einen Friseur aufmachen.
Das schwere Erbe des glorreichen Erstlings wurde also nach bestem Wissen und Gewissen fortgeführt, was man im Festsaal goutierte. Der eigens angereiste Hamburger Superstar Rocko Schamoni - Impresario, Schriftsteller, Subversivschlagersänger und Eule-Darsteller - kommentierte die engagierten Gunstbezeugungen aus dem Publikum so: "Ich schnall nich' ganz, warum ihr alle weggezogen seid, aber is' wohl geiler hier." Das brachte die ehemaligen Pudelclubgänger, die sich heute, in ihren Dreißigern und Vierzigern, alle bei Facebook und an ihren hassgeliebten Prekarierheimschreibtischen langweilen und außer Serienglotzen kaum noch einen Sinn im Leben finden, ganz schön ins Schwitzen
Da fragten sie lieber schnell, warum Eule im neuen Film kein Amerika-Shirt mehr trage, und Schamoni antwortete, dass die Türken auf der Reeperbahn, wo er früher immer Amerika-Shirts gekauft habe, heute nur noch World-Trade-Center-Feuerzeuge hätten, wo, wenn man draufdrückt, das Feuer aus der Mitte schießt. Sein Darstellerkollege Reverend Ch. Dabeler wollte noch unbedingt loswerden, dass er am ersten Drehtag von "Rollo Aller 4" Angst gehabt habe, Schamoni in die Augen zu blicken und darin folgende Wahrheit zu erkennen: "Zwei Menschen, die 15 Jahre lang jegliche Entwicklung verweigert haben."
Diese Lustangst mag dem Publikum ebenfalls bekannt gewesen sein. Weswegen vielleicht die Tanzparty im Anschluss nicht mehr in die Gänge kam, dafür aber beherzt schief gegrinste Toasts auf Staatskritik und Rockmusik ausgebracht wurden. Man grüßte noch flüchtig alte Ausgehbekannte aus Hamburg, die jetzt auch alle in Kreuzberg wohnen, und traf auf dem Heimweg noch ein Frettchen.


__________________________________________________________
Sophie Hunger: Mit Dylan in der U-Bahn
Im Dot Club begeistert Sophie Hunger mit stimmlicher Vielfalt und sorgfältig gewählten Coverversionen
Tagesspiegel, 12.05.09, Jörg Wunder

Vielleicht gelingt es ihr ja, Schweizer Popmusik fast 30 Jahre nach Yello und Grauzone mal wieder aus der Kuriositätenecke herauszuholen: Die 26-jährige Bernerin Sophie Hunger hat mit ihrer letzten Platte die Spitze der nationalen Charts erklommen, was außerhalb der Kantone erstmal nicht viel heißt. Doch immerhin, vor dem Auftritt im Dot Club ringelt die Besucherschlange weit in die Falckensteinstraße hinein. Hunger ist mit einer vierköpfigen Band angereist, die zwischen bluesigen Balladen mit gestopfter Posaune und rustikalem Folkjazz mit dröhnenden Gitarrenakkorden eine Menge Zwischentöne beherrscht.
Sie selbst sitzt auf einem Stuhl und zupft elektrische oder akustische Gitarre - und singt mit einer Stimme, die man in reservierter Rezensentenhaltung vorschnell kategorisieren möchte: Ach ja, schon wieder einer dieser fraglos talentierten, aber ihre Fähigkeiten etwas überschätzenden jungen Damen, die wie Nina Simone oder gar Billie Holiday klingen möchten, es aber immer nur für wenige Augenblicke tun. Sophie Hunger singt leidenschaftlich und mit erstaunlichem Stimmvolumen, verwechselt aber anfangs manchmal Dynamik mit Lautstärke, gerade wenn sie versucht, gegen heftigere Instrumentalpassagen anzuschreien.
Schichten, Resonanzräume, Assoziationen
Doch dann hört man sich in diese Stimme rein, merkt, dass da viel mehr Schichten, Resonanzräume, Assoziationen sind, als man zunächst gedacht hatte. Plötzlich klingt sie wirklich wie eine alte Blueslady, dann singt sie seidig wie Norah Jones, meckernd wie Patti Smith, inbrünstig wie Janis Joplin. Und das alles, ohne jemals den Verdacht aufkommen zu lassen, sie würde versuchen, eine ihrer berühmten Kolleginnen nachzuahmen.
Und es wird immer besser: Bei der Coverversion von Irma Thomas Ruler of my Heart misst sie sich ohne Gesichtsverlust mit einer der großen Soul-Diven der Sechziger. Ihre Begleiter spielen mittlerweile wie im Rausch, vor allem Michael Flury legt sein ganzes Herzblut in Posaunensoli von kristalliner Schönheit. Durch die dornige Folk-Psychedelik von Citylights tastet Hunger umher wie Beth Gibbons im Portishead-Klanglabyrinth, Rise & Fall bereichert sie mit einer romantischen Klavierimprovisation, das schwyzerdütsch gesungene Spiegelbild begeistert mit windschiefen Harmonien, bei dem beschwingten Indiepop-Hit Round and round wird sie schier aus der Kurve getragen vor Begeisterung.
Kubistisches Mundharmonikaspiel
Zwischendurch nimmt sie sich die Ruhe für kleine Anekdoten. Etwa die von dem deutschen Musiker, den sie am Morgen in der U-Bahn kennengelernt habe und von dem sie als Zugabe ein Lied spielen werde. Zur allgemeinen Verblüffung erklingt dann eine souverän polternde Version von Like a Rolling Stone, bei dem Sophie Hunger Dylans kubistisches Mundharmonikaspiel augenzwinkernd imitiert. Dann kommt sogar noch Le Vent nous portera von der französischen Kultband Noir Désir: Ein Lied, das man durch die tragischen Ereignisse um deren Sänger Bertrand Cantat kaum noch unvorbelastet hören kann, das hier aber wieder so luftig und melancholisch beschwingt klingt wie das Original vor acht Jahren.
Zum Abschluss rücken Sophie Hunger und ihre Jungs an den Bühnenrand und heulen ganz ohne Mikros und Verstärker den Erdtrabanten an: Tell the Moon that youre sorry säuseln sie in mehrstimmigem Satzgesang, der Kontrabass schrummt, die Gitarre plinkert, die Posaune seufzt. Das Publikum tobt minutenlang vor Begeisterung: nach anderthalb Stunden verdienter Lohn für ein hinreißendes Konzert.


__________________________________________________________
BERLINER PLATTEN
TAZ berlin, 3.4.09, THOMAS MAUCH
Prinzipiell Postrock (als existenzielle Angelegenheit): vital nach außen drängend mit Tony Bucks neuem Projekt Transmit und schön nachdenkend nach innen horchend mit Blainbieter
Doch, man kann die Musik schon auch nach dem Cover einschätzen, zur Grobsortierung wenigstens, und dass die beiden CDs hier in schlichten Kartons in der Existenzialistenfarbe Schwarz stecken, sagt durchaus was über die Konzentration, mit der musikalisch gearbeitet wurde. Und dass Rock eben schon weiter eine Sache sein kann, die einen ganz existenzialistisch angeht.
Das Projekt Transmit ist dabei der neue Auslauf von Tony Buck, den man in Berlin als vielseitig interessierten Impromusik-Schlagzeuger (The Necks, Peril) kennt. Hier frönt er mal seiner neuen Lust an der Gitarre, und bis auf den Bass hat Buck den Rest bei dem auf Staubgold erscheinenden Album gleich selbst mit eingespielt, mit einem wuchtigen Rock, für den die Gitarren schaufeln und schrabbeln, die einzelnen Phrasen beharrlich wiederholend, so dass die Musik auch die rechte Schubkraft bekommt, wie man das etwa von The Ex oder Shellac kennt oder auch dem SST-Gitarrenrock. An manchen leichtherzigeren Stellen klingt sogar fast so ein Fluss wie von Pell Mell an (deren Endachtziger/Frühneunziger-Platten mal wieder nachdrücklich empfohlen sein sollen). Neben der fein geschredderten Minimal Music, den Hardcore-Zuspitzungen und den Postrockarchitekturen aber hört man vor allem Bucks Freude an der Gitarre als prima Krachmaschine. Wobei es sich hier keineswegs um eine Lärmplatte handelt, kein Noise, sondern um einen klar strukturierten Repetitions-Rock, effizient in seinem Drängeln und spannend genug die Zeit ordnend. Auch wenn das beim Projekt Transmit intendierte Prinzip, sich Gitarrenschippe auf Gitarrenschippe in die Trance zu arbeiten, auf Platte halt meist weniger gut funktioniert als im Konzert. Dafür gibt es auch die Band zum Projekt, die am Sonntag im Live at Dot spielen wird.
Etwas mehr Gedanken über Melodien und überhaupt den Song hat man sich bei Blainbieter gemacht, der Berliner Band, die sich seit ihrem letzten Album "Cleanride" von 2003 reichlich Zeit gelassen hat für "Nicer Dogs". Was auch zu hören ist, dieses intensive Nachdenken über Sounds und Arrangements, und wie Strukturen mit den Details so miteinander verkoppelt werden, dass nichts zum bloßen Ornament wird. Was doch Progrock wäre, während Bleinbieter lieber das Feld des Postrock ausweiten, hin zum Song. In den nachschleppenden Rhythmen, dem zerknautschten Gesang und den zur Kenntlichkeit herausgearbeiteten Prinzipien wie der im Bratzgitarrenrock beliebte Laut-Leise-Wechsel hat die Musik dabei etwas Angespanntes, in den Nerven zerdehnt. Überreizt, leicht neurotisch. Sie lässt nicht los. Rennt sie doch einmal los, rennt sie auf eine Wand. Noch lieber aber gönnt sie sich die Schönheit der wohlproportionierten Klangarchitektur, mit erhabenen Ausblicken eigentlich, wobei Blainbieter auch dabei wieder den Richtungswechsel schaffen. Diese Musik hört nach innen. Auf der Bühne muss man sich Blainbieter wohl als eine Band vorstellen, die beim Spielen eifrig die Schuhe beguckt. Nachschauen kann man am Donnerstag, 16. April, beim Konzert im Live at Dot.
Projekt Transmit (Staubgold) Live 5. April, Live at Dot
Blainbieter: "Nicer Dogs" (Blankrecords) Live 16. April, Live at Dot


__________________________________________________________
Die Musikerin Soap&Skin
Existenzialistischer Zauber

Die 18-jährige Musikerin Anja Plaschg aus Wien - alias Soap&Skin - ignoriert die Medienhysterie um ihre Person und verwandelt Konzertsäle ganz souverän in heilige Orte.
VON TIM CASPAR BOEHME
Einfach so tun, als gäbe es das alles nicht: den Hype um das achtzehnjährige Popwunder aus Österreich mit Kindheit auf dem Dorf und schwerst beeindruckender künstlerischer Mehrfachbegabung, die schon mehr als ein Jahr vor ihrem soeben erschienen Debüt für unüberhörbares Rauschen in Medien und Musiklandschaft sorgte. Geht natürlich nicht.
Anja Plaschg, besser bekannt als Soap&Skin, ist wohl schon jetzt eine Ikone.
Dass auch der Festsaal Kreuzberg in Berlin bei ihrem Auftritt, mit dem sie ihr Album "Lovetune for Vacuum" vorstellte, letzte Woche aus allen Nähten platzte, war das Mindeste, worauf man zählen konnte.
Dass ihr Konzert auch wirklich berührte, war bei dem hysterischen Vorab-Rummel dann aber eine Überraschung.

Eine jugendlich-fragile Stimme, leicht verklimpertes Klavierspiel und digital ruckelnde Unterstützung aus dem Laptop sind Bausteine der Musik von Soap&Skin.
Aus diesen fertigt Plaschg Rohdiamanten, unscheinbare Melodien mit einer Unmittelbarkeit des Gefühls, wie es nur in jungen Jahren möglich scheint.
Was an dieser Musik sprachlos macht, ist ihr eigenwilliger und nicht altersgemäß erscheinender Formwille.
Zerbrechlichkeit, Todessehnsucht und andere existenzielle Grundstimmungen handhabt die Künstlerin mit einer Selbstverständlichkeit,
die für peinliche Momente nur wenig Raum lässt. Ist das Kunst oder Kitsch? Im Grunde stellt sich die Frage nicht, bei ihr ist die Grenze völlig verwischt.
Vergleiche mit popmusikalischen Ausnahmeerscheinungen wie Antony Hegarty oder Kate Bush sind nicht fehl am Platz.
Doch was die zierliche Sängerin so außergewöhnlich erscheinen lässt, ist nicht nur ihre kindlich wirkende Unverstelltheit,
sondern die Art, wie sie ihre Stimme als Instrument einsetzt. Sie springt vom Kinderstimmenregister hinüber zu markzertrümmernden Schreien oder bricht unvermittelt in verzweifeltes Heulen aus.
Diese Unberechenbarkeit, mit der sie die Songs ihres Albums vor morbider Gothic-Gefälligkeit bewahrt,
steigert sich im Konzert zur emotionalen Belastungsprobe. Plaschg erscheint auf der Bühne in gewohnt düsterem
Outfit - blass, mit wallenden dunklen Haaren und im schwarzen Kleid. Als sie sich an den Flügel setzt, haucht sie ein schüchternes "Hallo" ins Publikum.
Wenn sie sich zwischen den Stücken bedankt, kann man das allenfalls an ihren Lippenbewegungen erahnen. Viel mehr sagt sie nicht.
Allein nach dem ersten Stück wendet sie sich mit den Worten "Bitte schalten Sie diese Maschine aus" an die Technik - gemeint ist die Nebelmaschine.
Als die Techniker nicht sofort begreifen, springt sie auf und schlägt demonstrativ auf das Gerät.
Die meiste Zeit sitzt Plaschg jedoch konzentriert an ihrem Instrument. Unsicherheit macht sich kaum bemerkbar.
Hoch gespannt auch das Publikum, dessen ergebene Aufmerksamkeit irgendwie an den Empfang der Sakramente erinnert.
Als zwischen zwei Stücken kurz gelacht wird, fährt die Musikerin mit einem Blick dazwischen, dem man nachts lieber nicht allein auf der Straße begegnen möchte.
Nach einer Dreiviertelstunde ist der Zauber vorüber. Fast. Ein neues Lied kommt noch als Zugabe hinterher, dann verabschiedet sich Plaschg mit einem "Danke", das so flehentlich klingt, dass es ein wenig unangenehm berührt. Oder sollte das etwa alles nur Teil einer medienkompatiblen Inszenierung gewesen sein? Selbst in diesem Fall hilft es nichts, Soap&Skin lässt einen dankbar und zumindest für den Augenblick verändert zurück. Schwer zu glauben, dass dies erst der Anfang ihrer künstlerischen Karriere ist.


__________________________________________________________
DIENSTAG 17 MÄR 2009, SOLANG' DIE BIRNE GLÜHT
LIVE AT DOT KONZERT AMSTART Blurt, Olaf Rupp, DJ Niki Matita
Berliner Nacht/ Text: Minimatika
1980 wurde der Puppenspieler Ted Milton Blurt. Seit einigen Jahren behauptet ein geschätzter Berliner Konzertveranstalter ihn auf seiner jeweils allerletzten Tour zu präsentieren.
Das ist natürlich eine Lüge, denn solange der alter Gentlemanpunk noch Luft aus den Lungen zu quetschen vermag, wird er seine hypnotischen Repetitionen ins Saxophon blasen und strippenziehend das wechselnde Geleit der Rhythmussektion und Minimalguitarrendeko durch sein weitgereistes Rvre, und dem Publikum Gänsehautschauer über den Rumpf, jagen.


__________________________________________________________
WOCHENÜBERSICHT: KONZERT Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
So ein Name zeigt schon gleich mal an, dass die Band die Hitparade und jede weitere Massenplausibilität für Teufelszeug hält, denn dafür ist Jimmy Trash and the Gunpowder Temple of Heaven einfach zu sperrig und viel zu lang, als dass man ihn sich auch nur bis zum Ende dieser Kolumne merken könnte. Ein Trio, das in seiner Musik klingt wie freihändig über den Bierkasten hinweg gespielte ältere Songs von den Stones, als es die gerade mit dem Countryrock hatten, mit einer seltsam insistierenden Geige und einer Schrägheit, die genauso gewollt wie auch aus dem Unvermögen heraus zustande gekommen sein kann. Was aber letztlich egal ist. Am Mittwoch spielen JTATGTOH im im Kaffee Burger. Zwischendurch kann man dann zu Britta (schöner Name, knapp und präzise) gehen, der Band von Christiane Rösinger mit freundlichem Fahrtenliederindierock übers Durchwursteln, am Sonntag im Neuen Berliner Kunstverein. [...]
Jimmy Trash: Burger, Mi, 22 Uhr


__________________________________________________________
BERLINER PLATTEN
Die Lieder aus dem Lebkuchenhaus: Kiki Bohemia

Sollte das Klima jemals das Klingen erlernen, dann würde sich der aktuelle Blick aus dem Fenster wohl ungefähr so anhören wie Kiki Bohemia auf ihrem ersten Album:
unterkühlt, weitgehend unwirtlich und so spartanisch wie blätterlose Bäume. Denn zwar knuspert und knurrt es auf "All The Beautiful" bisweilen, als wäre das Studio
ein Lebkuchenhaus gewesen, an dessen Tür vehement Kate Bush und CocoRosie klopfen. Aber von der Üppigkeit dieser Referenzen will Karla Wenzel,
die sich hinter dem in den letzten Jahren auf allen verfügbaren Berliner Bühnen gestählten Pseudonym Kiki Bohemia verbirgt, nichts wissen.
Sie lässt lieber einen Ton weg, als einen zu viel zu setzen. Könnte ja sonst der eher marode wirkende Zierrat, die klapprige Elektronik oder die zahnschmerzschiefe Orgel überhört werden.
Was sehr schade wäre. Denn der Lofi-Hexen-Sound, den Wenzel da konstruiert hat, wartet mit mancher Überraschung auf: Wer hat es zuvor wohl jemals gewagt, ein bollernden Techno-Beat
mit Schifferklavier zu kreuzen? Oder das Geräusch morgendlichen Rachengurgelns als Grundlage für einen Song zu verwenden?
Kiki Bohemia: "All The Beautiful" (Matrosenblau/Indigo), live am Samstag, Ballhaus Ost, 22 Uhr


__________________________________________________________
Rumpeln aka Sonytony aka Anton am 28.10.08
nun endlich haben wir es geschafft alle (paddington distortion combo, stockholm) nach münchen bzw berlin zu holen.
was wir wahnsinng toll finden weil wir ihn wahnsinng toll finden !
und zum glück gibts menschen wie anna (under13) und ran (amstart) die seine deutschlandpremiere möglich machen !!!!
support your international scene !!!



__________________________________________________________
KIRSTEN RIESSELMANN, taz, 27.10.08
Titel: Das Potenzial der Volksmusik
Ländler-Punk, Gstanzl-Hiphop, Alpen-Rap und Volksmusik-Dub, Kalinka-Musik? Das oberösterreichische Duo Attwenger spielt mit trockenem Witz und spezifischer Widerborstigkeit in der Kulturbrauerei
Freitag Abend spielten Attwenger im Maschinenhaus ihr 47. Konzert des Jahres. Draußen auf dem poppig illuminierten Hof der Kulturbrauerei standen viele junge Leute um Bier-, Grill- und Cocktailstände herum (trotz Herbst), machten Karaoke auf dem Oberdeck des lautstarken "Singstar"-Promobusses und stellten sich in Schlangen vor dem Soda Club und der "schönsten Billardlounge der Stadt" auf.
Quetschn und Zerrwanst
Drinnen warteten weniger und durchschnittlich ältere Leute auf Markus Binder und Hans-Peter Falkner. Die sind seit 1990 fast durchgängig Attwenger und tingeln durch die Weltgeschichte (sogar auf Bali waren sie schon dieses Jahr), was in Sachen Ausdauer sehr bewundernswert und in Sachen Aufwand sehr nahe liegend ist.
Ein Auftritt von Attwenger braucht nicht viel. Mitbringen tun sie eine Ziehharmonika, einen Sampler, ein sehr kleines Schlagzeug und einen Minidiscplayer. Benötigen tun sie zwei Tische, vier Handtücher, Mineralwasser, kaltes Flaschenbier - ("kein Heineken, Beck's usw.") wie auf ihrer Homepage steht - und einen "ausnahmslos" unbestuhlten Raum. Nicht dass ein Attwenger-Publikum zu zerstörerischen Ausfällen neigen würde, aber ein wenig Bewegungsfreiheit wird schon benötigt.
Die Kunst der beiden Herren aus dem Oberösterreichischen lässt sich aber auch genießen, ohne die Knie bis in Bauchnabelhöhe zu heben. Auch weil man so keine der grandiosen Zwischenansagen verpasst und die herzerhebende Meisterlichkeitsmischung aus Instrumentenbeherrschung, trockenem Witz und spezifischer Widerborstigkeit voll mitbekommt. Attwenger sind ohne Frage "a great deal", wie John Peel seinerzeit konstatierte, aber sicher keine Dienstleister am Publikum; es ist schon vorgekommen, dass Falkner seine Ziehharmonika - in ihren Herkunftsgebieten auch Steirische genannt - mitten im Auftritt einfach niederlegte, weil's ihm einfach nicht mehr taugte, das Ganze.
Seit fast 20 Jahren jetzt müht man sich in Bezug auf Attwenger-Musik mit "Ländler-Punk", "Gstanzl-Hiphop", "Alpen-Rap", "Volksmusik-Dub" und "Kalinka-Musik" um begriffliche Annäherung. Binder spielt sein Schlagzeug zwischen Polka und Breakbeats und bläst virtuos die Maultrommel, Falkner orgelt seine Quetschn in unterschiedlichen Graden der Verzerrtheit, was mal nach Wirtshaus, Balkan, House-Piano oder Drone-Erzeuger klingt. Sprechsingen tun beide, in diesem nöligen Oberösterreicher Slang, stoisch zwischen Englisch-Verhohnepipelung und Dada-Ritornell: "Ka Klakariada der de Hosn net glei vollhot wann iagandwos passiert des wos er söiber net verstöht" (Stichwort: Kleinkarierte)-
Ultraautonome Ignoranz
Über die anarchischen, widerständigen Potenziale von Volksmusik ist im Zusammenhang mit Attwenger schon genug räsoniert worden, immer so à la Fest, Rausch, Antikommerz, kleine Leute aller Länder vereinigt. An Attwenger wurde der kategoriale Unterschied zwischen Volksmusik und Volkstümlichkeit festgemacht. Man muss aber Attwenger-Subversivität nicht notwendig mit diesem ganzen Volksgezeugsel in Verbindung bringen. Attwenger geht's nicht primär um schulterklopfende Gemeinschaftsstiftung, sondern um eine Art ultraautonomer Ignoranz. Wo da der gute Kampf gegen das peinlich Bedeutungsaufgeblähte aufhört und eine eher fragwürdige Antiintellektualität anfängt, ist manchmal schwer zu sagen. "Versteht ihr uns eigentlich?", fragt zum Beispiel Falkner. "Ja, des is net überall der Fall. Aber Berlin ist so & " Jemand aus dem Publikum ruft: "Multikulturell!" Falkner rümpft die Nase und antwortet: "I wollt eigentlich nur song: super. ,Multikulturell' ist mir zu sehr an Zungenbrecher."


__________________________________________________________
Tip (21/2008) Oktober 2008
Titel: Die 24 besten neuen Bands aus Berlin
Die Zeitlose : Kiki Bohemia
Berlin hat mit der hochgeschossenen Kiki Bohemia wieder eine weibliche Stimme, die es mehr als verdient hat, über die Stadtgrenzen hinaus gehört zu werden. Mit ihrem im Oktober erscheinenden Album  All The Beautiful hat die bisher vor allem durch ihre Konzerte bekannte Solokünstlerin das überzeugendste Berliner Debüt der Nullerjahre eingespielt. Mit epischen Liedern, die sich mehrstimmig zwischen Tradition und Gegenwart bewegen. Mit Referenzen an Portishead, Nico und Joni Mitchell, die mehr Wahlverwandtschaft als um eigene Ideen verlegene Selbstbedienung im Retroladen sind. Und mit jenem seltenen Talent, das sich im Gesang genauso zu Hause fühlt wie beim Komponieren, Arrangieren und Produzieren des eigenen Materials, legt Kiki Bohemia ein Werk vor, das so zeitlos ist, dass dem Zeitgeist das geschäftige Plappern vergehen sollte.
Ballhaus Ost Sa. 15. 11., 21 Uhr, www.kikibohemia.net


__________________________________________________________
tazplan kultur vom 02|05|2008
Jenseits des Bonus-Levels
Das finnische Duo Desert Planet zündet aus dem Schrott des multimedialen Zeitalters ein klangliches Feuerwerk. Vom virtuellen Band-Projekt haben sie den Sprung zu einem gefragten Live-Act der Electro-Szene geschafft
Die Winter am Polarkreis in Lappland sind kalt. Selten klettern die Temperaturen über den Gefrierpunkt. In der Saison 2001/02 war aber selbst für die an Väterchen Frost gewöhnten Lappen der absolute Tiefpunkt erreicht. Nur Jukka Tarkiainen und Jari Mikkola konnte die arktische Wetterlage nichts anhaben. Die beiden Studenten schürten an der Universität Rovaniemi, in der Hauptstadt Lapplands, ein elektronisches Lagerfeuer. Sie stellten ihren Track "Return of the Ninja Droids" zum kostenlosen Download auf den Uniserver. Binnen weniger Stunden wurde aus dem Feuer ein Flächenbrand. Mehr als 60.000 Menschen luden die Musik herunter, bis der Server abrauchte.
So beginnt die Bandgeschichte von Desert Planet, wie sich das Duo Tarkiainen und Mikkola fortan nannte. Eigentlich wollten die beiden der Welt einfach nur ihre Verbundenheit mit der Musik aus dem Commodore C-64-Computer und den Chiptunes von "Super-Mario" zeigen. Der Gag wurde durch das Internet rasend schnell weitergetragen und sie beschlossen, mit den blinkenden Tönen und matschigen Synthiemelodien aus den alten Konsolen neue Songs zu schreiben.
Inzwischen haben Desert Planet sechs Alben veröffentlicht - "Moon Rocks", das neueste Werk erschien vor wenigen Wochen auf dem Fürther Indielabel 9 PM -, wurden von der Kulturbehörde Lapplands als Botschafter ihrer Region ausgezeichnet und gestalteten sogar den Soundtrack der kanadischen TV-Kultserie "Foodjammers". Vor allem gelingt Desert Planet das Kunststück, ihre Sounds ohne Reibungsverluste auf die Bühne zu bringen. Sie nennen ihre Live-Performance "Donkey Kong Honky Tonk" und brennen ein hyperkinetisches Feuerwerk ab. Mit Granny-Smith-grünen Motorradhelmen und Asbestanzügen fuchteln die beiden Finnen, unterstützt von VJ Antti Hovila, als scheinbar steuerungslose Videospielfiguren auf der Bühne herum, als wären sie jenseits des Bonus-Levels von ihrer eigenen Fingerfertigkeit besoffen geworden. Das Publikum ballt dazu die Fäuste, berserkt oder drückt mit beiden Daumen die imaginären Joy Sticks. Mit "Breakout Button" haben die Finnen dieser zwischenmenschlichen Grenzerfahrung auch eine Hymne geschrieben. Die Musik von Desert Planet ist Trash im Wortsinn. Das Cover von "Moonrocks" ziert ein Gerätegesicht. Eine Steckdose ist der Mund, die Augen bestehen aus den Spulen einer Videocassette. Aber Desert Planet zitieren den Schrott des multimedialen Zeitalters nicht nur, sie beschleunigen ihn auf nie gekannte Geschwindigkeit hoch. Ohne einen Hauch Funk und bar jeden Grooves wird geholzt, als gelte es, bis morgen Früh um vier eine Lastwagenladung Kiefern nach Karelien zu fahren. Das ist Pogo, kein Boogie. Das Klanggeheimnis dieser Musik liegt in den Mitten: Sie werden militant breitgewalzt, klingen so auch richtig bösartig und geben der Comic-Düsternis den richtigen Tarnanstrich. Besonders bemerkbar macht sich das in den Coverversionen: Das "Blade Runner"-Thema von Vangelis wird in den Händen von Desert Planet zu einem Klangmeteorit, dem man nur noch mit dem Ausknopf Einhalt gebieten kann. Aber Desert Planet sind doch nie so ganz zu fassen, als "Phantoms of the Digital Dump" (Songtitel) treiben sie ihr Unwesen. Morgen schon könnten sie vergessen sein, für heute aber eine ganz dringende Empfehlung, denn es ist ja nicht ewig Zeit.
JULIAN WEBER
Desert Planet, heute, 21 Uhr im Kaffee Burger; 3. 5.: Präsentation ihrer Videoarbeiten, Galerie Tristesse


__________________________________________________________
Berliner Nacht 15.8.08
ON THE WINGS OF MERCURY

BANG BANG CLUB: S P E C T R U M, Minit, DJ Tim Gane
Drone Pop von Pete Kember, Drone Rock von Jasmine, Torben und Anthony, und die feinste Auswahl an Out There Rock-Platten von Tim Gane, früh kommen lange bleiben, und sich dem Drone hingeben, und dabei an die frühen Neunziger denken, als uns das "Dream Weapon"-Album den Drone lehrte, und das "Taking drugs to make music to take drugs to"-Bootleg den Weg dahin wies, es folgten wahnsinnige Konzerte mit Spiritualized, hochkulturelle Jams mit Electronic Audio Research, und der epochale Spacemen Tribute auf Rocket Girl, und dann war da natürlich noch der DJ in der lokalen Indie Disko, der die Nacht immer mit "When tomorrow hits" in der Spacemen-Version ausklingen ließ, ewige Lieblingsband, auf jeden Fall... PS: neue Platte gibt's auch.


__________________________________________________________
TAZ berlin 18.04.2008 THOMAS MAUCH
Berliner Platten
Jasmina Maschina schlägt dem Folkpop ein schönes Kissen auf
Es ist doch interessant, dass experimentelle Elektronikmusiker bei der Verfertigung von Songs diese dann gern folkig halten, also einen weiten Weg hin zur anderen Seite des musikalischen Spektrums gehen. Vielleicht eine Lust an klaren, einfachen Strukturen: das Prinzip akustische Gitarre. Das hat nun auch Jasmina Maschina aufgegriffen, der eine Teil des in Berlin lebenden australischen Dronemusikduos Minit. Für ihr Solodebüt lässt sie daran viele kleine Soundideen schmiegen, was aus diesem "The Demolition Series" einen weich gebetteten Folkpop macht, der durchaus die luzide Schönheit der Lieder eines Leonard Cohen kennt. Sanftmütig und beharrlich, in hingetupfter Behutsamkeit. Und immer in Gefahr, ins Nichts zu entschweben. Ein Hauch. Ein Flirren. Ein entferntes Echo. Mehr bleibt manchmal nicht zurück. Was auch wieder ein Trick ist, dieses Entrückte, das sich geheimnisvoller macht, als es wirklich ist. Dass man darauf aber hereinfallen will, ist schon eine Qualität dieser Lieder, und zum Schluss gibt es mit "Asleep" eine Minit-Variation: einen an Minimal-Music und Drones geschulten Song, der in seinen acht Minuten noch ganz andere Möglichkeiten andeutet, wo der Folk allein aus eigener Kraft gar nicht mehr hinreicht.
Jasmina Maschina: "The Demolition Series" (Staubgold) . Konzert mit Band 24. 4. Schokoladen


__________________________________________________________
Tagesspiegel vom 28.02.2008
Man weiß selten, was einen genau erwartet, wenn Ran Huber zu einem seiner amSTARt -Konzerte einlädt. Von krudem Dilettantenblues bis zu genialen Freistilexkursionen ist alles drin. Spät wird es meistens, langweilig fast nie. Und neun Jahre mit striktem Underground-Kurs durchzuhalten ist sowieso eine beachtliche Leistung. Zum Jubiläum die ganz große Überraschungspackung mit Julia Hummer, Pollyester, Golden Diskó Ship ...
Festsaal Kreuzberg, Mi 5.3., 21 Uhr


__________________________________________________________
Berliner Nacht, Feb/Mär 2008
MITTWOCH 05 MÄR 2008, GLÜCKWUNSCH! ALLE NEUNE!
FESTSAAL KREUZBERG KONZERT+PARTY AMSTART FEIERT GEBURTSTAG Julia Hummer, Pollyester, Up-Tight, DJ Mooner
amSTARt sorgt seit neun fickenden Jahren (Zitat myspace, slightly eingedeutscht) für gute Musik in dieser kleinen Stadt, und das meist auf den eher nicht-ausgetretenen (also originellen, originalen und originären irgendwie auch) Pfaden.
Weiß eh schon jeder. Heute wird das gefeiert (also nicht die Tatsache, daß unsere Zielgruppe das alles schon weiß, sondern ebenjene neun Jahre) - im Festsaal Kreuzberg und im Detail mit: Julia Hummer (zurück von den untergetauchten und hoffentlich auch weiterhin so niedlich verpeilt wie ehemals), Pollyester (Dadadisko Minimal Funk, also alles und nichts, aber aus Japan und München, also in jeder Hinsicht im Kontrast zu Berlin), Golden Disko Ship (Musikrichtung "Holy Shit", und wir hoffen inständig, daß das nicht für Gospel-Industrial steht), Up-tight (kommt aus Japan mit der Fahrgemeinschaft und macht Psychedelic Rock), dazu DJ Mooner mit dem Punk&Electro-Klassiker und vielen ausgelassenen und tierisch individuellen jungen feierwütigen Menschen, schließlich geht das in Kotti-Nähe irgendwie gar nicht mehr anders.
Wer da heute nicht auftaucht, hat hoffentlich eine gute Ausrede (Festanstellung am Donnerstag oder sowas)!


__________________________________________________________
http://www.dorfdisco.de/rev/08/betonschuessel-in-der-frontscheibe.phtml
"Ran Hubers amSTARt Konzerte: Sie waren und bleiben eine Oase im Berliner Poporbit, und man kann mit gutem Gewissen behaupten dass gerade auch amSTARt Berlin zu dem macht, was es seit Wowi sein will: einer der abwechslungsreichsten und vielschichtigsten Kulturorte der Welt zu sein."

__________________________________________________________
Berliner Nacht, Februar 2008
BANG BANG BANG BANG CLUB CLUB AM AM START START
BANG BANG CLUB 21:00 KONZERT Marseille Figs, Fufu Trio, Fuse Empire

Uns Ran (Huber) hats ja gern bissi was relaxationsmäßiger. Der Ran, der holt sich nich Hölle noch Fegefeuer ins Haus, noch Krach, Radau und Remmidemmi, nicht die Hast und nicht den Tempowahn.
Der is ja nich deppert, Master Of Entschleunigung, der läßt den nassen Aal flutschen wie's kuschlig verschlafene Sonntagmorgenpöpperchen.. Ja, akustische Sanatorien braucht unsere Stadt, grade unsere, Hauptumschlagplatz des internationalen Streßkranken-Transfers. Folk/NoFolk, Akustik, Country...
Also für das Fufu Trio scheint der Fall klar, die sind irgendwie *so ganz lieb* (kein Problem, Fufu ist ein Mädchen), Fuse-Empire haben wenigstens hier und da was angesoffenes mittenbei, und aber: Marseille Figs - auf denen liegen die Hoffnungen einer ganzen delirant hinkenden Streßkranken-Station, endlich den Mittelweg zwischen eingeschläfert werden und sich selbst gezeigt zu bekommen.



__________________________________________________________
taz Berlin lokal Nr. 7614 vom 14.3.2005, Seite 23, 105 Zeilen (Kommentar), CHRISTIANE RÖSINGER
Von einem Fan zum anderen
Ein Herz für Liedermacher und ein Faible für Bands mit komischen Namen: Ran Huber feierte den sechsten Geburtstag seiner Konzertreihe "am Start" in der Maria mit Julia Hummer und dem Frauen-Wunder-Trio planningtorock

Es war ein ganz familiäres Konzert am Freitagabend in der Maria. Man feierte 6 Jahre "am Start", die Konzertreihe von Ran Huber, und viele waren gekommen. Das letzte "am Start"-Jahr hatte die Gemeinde mal ins Union Filmtheater im fernen Friedrichshagen gelockt, dann wieder ins Flughafenrestaurant Tempelhof und in die "zentrale Randlage" geführt. Das gute alte Jeans Team war wieder "am Start" gewesen, die "Fuck You Mitte Songwriternacht" wurde eingeführt, Bands mit seltenen Namen wie "Rocket Freudenthal", "Cowboy Kollektiv" "Rumpeln" und "Swearing at motorists" hatten gespielt. Es war auch ein gesellschaftliches Ereignis am Freitag, ein Großes Hallo und Hin und Her. Sehr hoch war der Musiker- und DJ-Anteil im Publikum, aber schließlich ist es ja fast unmöglich, als Berliner Musikschaffender von Ran Huber nicht entdeckt und für ein Konzert engagiert zu werden. Huber ließ es sich natürlich nicht nehmen, seine Gäste von der Bühne aus groß anzukündigen, zwischendurch stand er aber immer wieder, so ganz selber der größte Fan, begeistert in der ersten Reihe. Das Konzert von "Julia Hummer and to many boys" war mit Spannung erwartet worden, enttäuschte dann aber ein wenig. Die eigentlich versierten Musiker spielten einen ganz ansehnlichen nordamerikanischen Countryfolk, aber alles klang recht verhalten, als sei man sich selber noch nicht so ganz einig. Die wahrlich bezaubernde Julia Hummer fand auch nicht richtig zur alten Form, der Gesang geriet leise und unbestimmt, das Ganze blieb ohne rechte Energie … Dann war der Debütauftritt der Formation "Europa" an der Reihe. Europa, das sind Almut Klotz - bekannt durch die "Lassie Singers", "Maxi unter Menschen" und den "Popchor" - und daneben Reverend Ch. Gabler, seinerseits wiederum als früher Keyboarder der "Goldenen Zitronen" bekannt. Man bot Casiomelodien zum Gitarrenspiel und lieblichen Gesang, der in interessantem Gegensatz zu recht unheilvollen Themen wie Paranoia stand, genauer konnte man die Texte leider nicht verstehen. Der erste Höhepunkt des Abends war dann aber der Auftritt von planningtorock. Die britische Künstlerin Janine Roston, deren Musik gerne als Mischung aus Kate Bush und Laurie Anderson beschrieben wird, warf den Rechner an und vollführte schamanische Bewegungen zum expressiv-absurden Gesang. Auf der Videoleinwand sah man die Künstlerin dazu vervielfacht und wiederum symmetrisch aufgesplittert. Dann kamen Heidi Mortensen und Catriona Shaw dazu, man griff zum Mikrofon, ließ den Laptop krachen und skandierte zum Thema "Jealousie" drauf los. Diese One-Woman-Shows im Trio vereint auf der Bühne, die Musik zwischen dröhnenden dirty beats und Elektro-Folkrock war dann wirklich das Beste, was man seit langem auf Berliner Konzertbühnen gesehen hatte. Zum Schluss spielten noch Locust Fudge ihren sehr beseelten Gitarrenpop, und so hatte Ran Huber an diesem Abend wieder einmal aufs Schönste zusammengeführt, was eigentlich nicht zusammenpasst.



__________________________________________________________
taz Kultur 27.10.2004, Seite 25, 199 Zeilen, Christoph Braun
Der extraordinäre Abend
Alle Konzentration gilt dem Moment: Ran Huber ist der umtriebigste Konzertveranstalter der Stadt. Mit seiner Agentur Am Start kümmert er sich am liebsten um bisher unentdeckte Bands und Orte
http://www.taz.de/!681800/
Spät in der Nacht oder doch eher früh am Morgen: Ran Huber hat mal wieder in der Kule aufgelegt, einem dieser Partyläden in der Auguststraße. Die Letzten trinken den letzten Wodka für den Nachhauseweg. Huber schlurft in seiner legendären Zimmermannshose zum DJ-Pult und legt einen alten Punkrock-Hit auf. Endlich hat er die Tanzfläche für sich. Mit absoluter Hingabe stapft er über den Boden, schüttelt und legt sich kurz hin, steht wieder auf, schüttelt sich weiter. Wenn er mit dieser Leidenschaft auch seine Konzerte veranstalten sollte, denkt man sich einen Moment lang, dann wäre man jetzt gern eine Indie-Band mit bevorstehender Show – und zwar organisiert von Ran Hubers Agentur.
Ran Huber veranstaltet seine Konzerte mit Leidenschaft, rastlos, wie besessen von der Idee des extraordinären Abends. Und das, obwohl der in Bayern geborene Mittdreißiger zunächst gar keinen Masterplan hatte, als er vor fünf Jahren anfing, die Stadt mit Musikveranstaltungen zu versorgen. Auch der Name seiner Agentur „Am Start“ lässt keine Rückschlüsse auf seine obsessive Liebe zu seinem Job zu: Er entlehnte ihn dem flockigen Sprachgebrauch eines Bekannten, der gerne so abgegriffene Sprüche wie „immer schön den Ball flach halten“ und eben auch „die sind derbe am Start“ auf die Menschheit losließ.
Doch muss es lang vor der Zeit gewesen sein, als Ran Huber mit seinem Ein-Mann-Unternehmen mit der gleichnamigen legendären Konzertreihe „Am Start“ im Maria berühmt wurde, dass er Feuer fing. Und zwar noch in der Hochzeit der Galerie Berlintokyo, irgendwann in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre, dort neben den Hackeschen Höfen, wo man heute nur noch ein asiatisches Restaurant der gehobenen Preisklasse findet. „Einmal stellte ich dort wirklich einen besonderen Abend zusammen“, erzählt er. Dabei redet er in dieser besonnenen Art, die eben zur Hyperaktivität gehört – alle Konzentration gilt dem Moment. „Es spielten Schneider TM, Lali Puna und MS John Soda. Für Schneider TM war es der erste Auftritt in Berlin und für die anderen beiden anderen Bands sogar Weltpremiere!“, freut er sich. All diese Gruppen touren mittlerweile als Indietronic-Stars um die Welt und veröffentlichen auf angesehenen Labels.
Anders als die meisten Konzertveranstalter orientiert sich Ran Huber auch heute nicht nur am Geschehen am Label-Markt. Er entdeckt Gruppen, DJs, Solo-KünstlerInnen noch vor den Firmen vom Fach, seien es Medien oder eben unabhängige Plattenfirmen. So zählt auch das Berliner Country-Duo Cowboy Kollektiv zu den Namen, die Huber durch Konzerte und Kontakte unterstützt hat – sie landeten sozusagen vom Start weg in diesem Sommer beim Trikont-Label und fahren derzeit gemeinsam mit der Radioband Paula durchs Land. Man weiß also als Band, was man an Ran Huber hat. Und auch Ran Huber verfolgt die Wege „seiner“ Leute weiter, denn es geht ihm nicht um den Markt, nicht ums Geld, sondern um die Musik. „Zeitweise war es finanziell schon ziemlich hart. Doch es hat immer irgendwie geklappt“, sagt er dazu nur ganz lässig.
Mit Sicherheit hätte sich Ran Huber längst einer größeren Agentur als Mitarbeiter andienen können, doch dafür macht ihm sein Leben, wie es ist, machen ihm die selbst organisierten Zirkel, in denen er sich immer schon bewegt hat, zu viel Spaß. Noch zu Schulzeiten sang er Ende der Achtzigerjahre in der ersten Besetzung der Weilheimer Band The Notwist, später gründete er seine eigene Band Elvis und die Beatles.
Noch in Bayern organisierte Ran Huber einen Indie-Mailorder für Musik aus Neuseeland und Osteuropa. Nach einem kurzen Aufenthalt in Köln lebte er 1993 für kurze Zeit in Berlin, wo er die Fensterbar (auch bekannt als Buegelbar) in Mitte betrieb. Es folgten ein, zwei Jahre bei einer Münchener Multimedia-Agentur, bevor Huber 1998 endgültig nach Berlin kam. Die Zimmermannshose, die er so gerne trägt, zog er aber auch hier nicht mal im übertragenen Sinne aus. Denn wenn auch die Wanderschaft seit dieser Zeit ruht, so hat Huber auch in Berlin keine Rast eingelegt.
Der Imperativ des „Immer weiter!“ ist das Einzige, was Ran Hubers Leben Kontinuität zu verleihen vermag. Und das gilt auch für Am Start. Jahrelang hat er die Flyer zu seinen Veranstaltungen persönlich in den Redaktionen vorbeigebracht. Inzwischen finden die von ihm organisierten Nächte überall in der Stadt statt, und man kann sich darauf verlassen, dass Ran Huber ständig neue, ausgefallene Orte finden wird. So beteiligte er sich Anfang September als Mitorganisator an einem Konzert im Flughafen Tempelhof, zwei Wochen darauf ließ er seine alten Freunde vom Jeans Team im ältesten Kino der Stadt auftreten.
Neben dem Drang, stets unbekannte Bands zu präsentieren, stellen auch solche unüblichen Orte ein Risiko in der Finanzkalkulation der Agentur dar. Doch irgendwie geht es immer weiter, manchmal kann Ran Huber auf Senatsgelder zurückgreifen – zurzeit leistet er sich sogar eine Halbjahrespraktikantin, die ein Maximalvolumen von ganzen sieben Konzerten im Monat mitstemmt.
Doch scheinen selbst diese vielen Konzerte den Tatkräftigen noch nicht ganz auszulasten. Neben der Organisation von Partys und Konzerten legt er regelmäßig solo als DJ Anna wie auch als Teil des DJ-Duos „Fuck You, Mitte!“ auf, außerdem ist er Redakteur für Indietronik und Alternative beim unabhängigen Radio TwenFM. Und daneben schmiedet er bereits Pläne für die Zukunft, über die er ebenfalls laut nachdenkt. Dass man zum Beispiel in Kooperation mit einem Label endlich einmal eine Am-Start-Compilation zusammenstellen sollte.
Nächste von Ran Huber organisierte Termine: The Trichter And Botanik, Do., 28. 10., 20 Uhr, Kaffee Burger; Independent-Ikone Doc Schoko feiert Record-Release-Party seiner 4-Track-Single „Tränenwölkchen“, Sa., 30. 10, 21 Uhr. Radioshow „High Society“ von Ran Huber: immer montags 20 Uhr, auf TwenFm, UKW 104,1 und DAB Weitere Infos unter: twenfm.org/


__________________________________________________________
Falko Teichmann zu Sieben Jahren amSTARt:

Die Wunderkammer des Ran Huber gibt es jetzt auch schon sieben Jahre. Und was für Jahre das waren, in denen sich der Gabentisch regelmäßig unter den Geschenken bog, die uns "das Trüffelschwein unter den Berliner Veranstaltern" da angedeihen ließ: nämlich lokale und internationale Größen und Geheimtipps aller musikalischer Sparten, und wenn mal keine Genrebezeichnung für die Musik zur Hand war, ließ der Meister sich nicht lumpen, und erfand mal ebenso und ganz nebenbei Begriffe wie Bastard Pop und Cold Wave selbst.
Und das diese Huberschen Begriffsprägungen dann von der englischen Hip Presse als ihre Erfindungen ausgegeben wurden, spricht für Ran, und seinen Willen zum am Start sein, seine absolute Hingabe ans Berufseuphorikertum und ist letztlich doch nur eine Fußnote, die beweist wie weit dieser Mann gegangen ist, um den Hörern den heißen Scheiß, die unvergesslichen Momente und das gute Gefühl mit Nachhaltigkeit zu verschaffen. Und aus Hörern wurden dann gelegentlich auch Macher, die beseelt von vielen denkwürdigen amSTARt Abenden, ihre Brotberufe aufgaben und erfolgversprechende akademische Laufbahnen an den Haken hingen, um sich selbst das große Einmaleins des unabhängigen Konzertveranstaltens beizubringen. Zwei dieser schrägen Vögel kennt man als Goldmund, und just diese hat unser Ran ausgewählt, seine Geburtstagsfeier in diesem Jahr auszurichten. Und selbstredend ließen sich die goldenen Jungs nicht zweimal bitten, und bastelten ein feines Jubiläumsprogramm für diesen Abend zusammen.
Im bisher selten als Konzertort genutzten Diskoséparée des Coffy werden drei Solokünstler um Gehör bitten: die wunderbare Kiki Bohemia mit ihren zwischen Portishead und Woodstock umherirrenden Stücken,die sie mit Dr. Groove und Heimorgel vortragen wird, das Krikl Krakl Urgestein Timur, dessen neue Tracks die Bezüge zu Pavement und Sonic Youth zu Gunsten einer Homerecording Version von Def Jux Produktionen aufgegeben haben, und die dritte im Bunde ist eine (vorerst noch geheim gehaltene)Künstlerin, deren demnächst bei einem renommierten Berliner Label erscheinendes Debütalbum jetzt schon unter Eingeweihten zu Recht als einHighlight des Frühlings 2006 gilt, und das haltlose Schwärmer schon mit Big Stars drittem Album, dem Frühwerk Tara Jane O’Neills und dem klassischen Kanon von Joni Mitchell verglichen haben. Den passenden musikalischen Rahmen wird der umtriebige DJ Snakefinger mit einem Set
liefern, bei dem sich Enosche Popminiaturen mit obskuren Buck 65 Singles und dem bizarren Ende des 80er Jahre Spektrums verbinden. Und wenn er in Stimmung ist, wird sich Ran Huber dann spät in der Nacht noch selbst an die Pfeifenorgel setzen, und auf dem schmalen Grad zwischen sentimentaler Rückschau und uneitler Selbstironie einige Lieblingsstücke aus der amSTARt Geschichte zum Besten geben. Wobei schwer vorher zu sagen ist, welche Stücke und Künstler Einlass finden werden in dieses Medley, den das Hubersche Gesamtwerk zählt so etwas wie gefühlte 5000 Bands ...



amSTARt hat ein internationales Netzwerk nicht kommerzieller Musik geschaffen
und bespielt in Berlin immer wieder neue und ungewöhnliche Orte.

amSTARt has been promoting the most remarkable concerts and music events in various places in berlin for as long as anyone can remember.
the first address for music addicts
(hey o hansen, Berlin)

i think it's fantastic that amSTARt use its energy to make stuff happen here in berlin, and that i and many others really really appreciate this consistent consequent support. berlin wouldn't be the same without amSTARt.
(Justine Electra)




KONTAKTAUFNAHME HIER